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Die Schweiz läutet die Kuhglocken

Gruppe G: Eidgenossen nach glücklichem 2:0 über Togo Tabellenführer

Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). 119 Schweizer leben in Dortmund. Aber an diesem 19. Juni 2006 überschwemmten für ein paar Stunden 30 000 Eidgenossen die Revierstadt. Eine Fußballinvasion mit Pauken, Trompeten - und natürlich mit Kuhglocken. Die läuteten nach dem Abpfiff.

Alle sahen sie nur noch Rot in diesem Stadion, denn die Schweiz hatte mit dem 2:0-Sieg gegen Togo die Führung in der Gruppe G übernommen. Für die Afrikaner war diese zweite Niederlage das vorzeitige Aus, und Trainer Otto Pfister beschwerte sich über den Schiedsrichter: »Das Foul von Philipp Degen an Emmanuel Adebayor war ein klarer Elfmeter.« Das gab später auch sein Kollege Köbi Kuhn zu: »Ja, er hätte den Strafstoß pfeifen müssen.«
Hat Carlos Amarilla aber nicht, und so kamen die Schweizer zu einem glücklichen Erfolg. Alexander Frei erzielte nach 16 Minuten das 1:0 in der Arena, in die er demnächst vielleicht im schwarz-gelben Trikot einläuft, denn Borussia verhandelt mit dem Angreifer. Frei wäre so frei und würde zu gern von Stade Rennes nach Dortmund wechseln: »Es ist für mich eine Ehre, wenn ich hier spielen dürfte.«
Was der Torschütze und die meisten seiner Kollegen boten, war allerdings nicht unbedingt sehenswert. Kuhn sprach von einem Fehlpass-Festival: »Erst in der zweiten Halbzeit sind wir konzentrierter aufgetreten.« Ein Wechsel machte sich positiv bemerkbar: Hakan Yakin, der den verletzten Daniel Gygax ablöste, sorgte für mehr Schwung. Tranquillo Barnetta, bester Schweizer, und in Diensten von Leverkusen, erzielte in der 88. Minute das 2:0 und schoss seine Elf auf den Spitzenplatz.
Technisch bot Togo mehr, aber sie ließen ein paar gute Möglichkeiten aus. Und dann war da ja noch der fehlende Elfmeterpfiff in der 31. Minute. Kein Glück, schwache Nerven, dazu noch klar benachteiligt, so scheidet man aus. Die Schweizer sind vor dem Spiel gegen Südkorea gut im Rennen. Aber der Trainer schob sofort die Warnung hinterher: »Südkorea ist eine gefährliche Mannschaft, das wird noch ein ganz heißer Tanz.«
Heiß war es auch in Dortmund. Nicht so sehr auf dem Platz, sondern auf den Rängen. Und selbst Kuhn, der in seiner langen Fußballkarriere schon so viel erlebt hat, schwärmte: »Die halbe Schweiz hat uns angefeuert - einmalig.« Wirklich einmalig: Denn ab heute sind wieder nur noch 119 Schweizer in Dortmund.
Togo: Agassa - Touré, Tchangai, Nibombé, Forson - Dossévi (69. Sènaya), Agboh (25. Salifou), Romao, Mamam (87. Malm) - Kader, Adebayor
Schweiz: Zuberbühler - Philipp Degen, Müller, Senderos, Magnin - Barnetta, Vogel, Cabanas (77. Streller) - Wicky - Frei (87. Lustrinelli), Gygax (46. Yakin).
Schiedsrichter: Amarilla (Paraguay)
Zuschauer: 65 000.
Tore: 0:1 Frei (16.), 0:2 Barnetta (88.)

Artikel vom 20.06.2006