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»Jetzt geht die Fiesta los«

Gruppe A: Ecuador will Vorrunde auf Platz 1 beenden

Berlin (WB/klü). Der Kapitän krümmte sich vor Schmerzen. Er musste länger behandelt werden. Doch Ecuadors Trainer dachte gar nicht daran, einen Reservisten zu sich zu rufen. Dieser Mann, der da lag und behandelt wurde, musste einfach weitermachen: Er war viel zu wichtig für seine Elf.

Zwei Minuten später stand Ivan Hurtado (31) wieder im Abwehrzentrum; er gehörte zu den großen Gewinnern der ersten Partie gegen Polen. Trainer Luis Suarez musste seinen Che später doch noch auswechseln, aber das war nur eine Sicherheitsmaßnahme. Beim 3:0 gegen Costa Rica lief Hurtado wieder auf - und natürlich führt er seine Mannschaft auch heute an, wenn das Gruppenfinale gegen Deutschland steigt. »Wir haben bei unserem ersten WM-Auftritt 2002 zwei Spiele verloren und sind schnell gescheitert. Jetzt haben wir schon zwei Spiele gewonnen und wollen als Gruppensieger in die nächste Runde einziehen«, kündigte Hurtado an.
Das Achtelfinalticket hat Ecuador bereits in der Tasche, und der Kapitän freut sich schon auf diese Partie: »Da geht die Fiesta erst richtig los. Uns ist es egal, ob wir dann auf England oder Schweden treffen - wir können beide schlagen.« Gesundes Selbstbewusstsein, getankt in starken 180 Minuten. Denn die Südamerikaner boten gegen Polen und Costa Rica erstklassige Vorstellungen, kassierten keinen Treffer.
Dafür sorgte vor allem Hurtado. Der Routinier, der seit 1992 zum Kader zählt, absolvierte schon 132 Länderspiele und ist damit der einsame Rekordmann seines Landes. »Ivan kommandiert die Abwehr absolut souverän«, lobte Suarez den Abräumer. Hart, aber fair. So spielt Hurtado. Denn seine Bilanz ist für einen Verteidiger außergewöhnlich: Er sah in einem Länderspiel noch nie eine rote Karte. »Fiese Fouls hat Hurtado gar nicht nötig«, sagt Suarez, der auch gegen Deutschland mit einer weißen Weste vom Rasen gehen will. Kein Gegentor, das wäre dann mindestens ein 0:0 - und der Gruppensieg.
»Auch wenn wir verlieren sollten, geht die WM-Reise weiter. Wir möchten noch lange hier bleiben«, hofft Hurtado, der nach dem Turnier in Katar wieder die Strafräume fegt: Seit 2005 steht Ecuadors Kapitän bei Al Arabi auf den Lohnliste. Vorher spielte Hurtado in Spanien und Mexiko; er hat viel verdient und fühlt sich deshalb verpflichtet. In seiner Heimat gründete er vor Jahren eine Stiftung für 150 obdachlose Kinder: »Ich habe das Glück, einen bestens bezahlten Traumjob ausüben zu dürfen. Davon möchte ich etwas zurückgeben.«

Artikel vom 20.06.2006