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Bald wieder
alle unter
einem Dach

»Addio, Rudolf-Oetker-Halle!«


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Mit Richard Wagners »Der fliegende Holländer« musste sich die Rudolf-Oetker-Halle im Herbst 2004 zum ersten Mal als »operntauglich« erweisen. Damals war manch' einer skeptisch und doch: Nach zwei Jahren zogen Intendanz, Künstler, Mitarbeiter und Publikum eine durch und durch positive Bilanz und sagten mit einer festlichen Operngala »Addio, Oetkerhalle!« Der Abend wurde eröffnet mit dem »Fliegenden Holländer« und bot dann die Möglichkeit, in musikalischen Höhepunkten der beiden Spielzeiten in der Ausweichspielstätte zu schwelgen: mit Arien aus »Arabella«, »Alcina«, Nabucco und einem der Höhepunkte der zu Ende gehenden Saison, der »Reise nach Reims«: Für die Arie der Corinna »All' ombra amena« wurde Victoria Granlund mit »Bravo«-Rufen belohnt. Weil Michael Bachtadze unter einer Stimmbandentzündung litt, verzichtete man auf einen Ausschnitt aus »Die Jungfrau von Orléans«. Kaja Plessing, die die Jungfrau mit großer Hingabe und Inbrunst verkörpert hatte, begeisterte aber im zweiten Programmteil mit drei Liedern aus - selten gespielt - Marie Galante von Kurt Weill. Ungewöhnlich und anrührend: Der finnische Sänger Lassi Partanen machte den so besonderen Tango seiner Heimat mit »Gefährliche Lippen« und »Märchenland« lebendig.
Alle Mitwirkenden - neben Victoria Granlund, Kaja Plessing und Lassi Partanen waren das Cornelie Isenbürger, Melanie Kreuter, Alexander Vassiliev, Simeon Esper, Jacek Janiszewski, die beide neben dem gesanglichen auch ihr schauspielerisches Können ausleben konnten, Simon Neal als Gast, Chor und Extra-Chor, das Philharmonische Orchester, Schauspieler Thomas Wolff und Uwe Sommer als Moderatoren und als musikalische Leiter Peter Kuhn, Kevin John Edusei, William Ward Murta und Carolin Nordmeyer - wurde begeistert gefeiert. Auch, weil sie einen Ausblick auf die neue Spielzeit gaben: mit Mozarts »Hochzeit des Figaro«, mit der die Spielzeit am 19. September im Stadttheater eröffnet wird. Intendant Michael Heicks und Christiane Pfitzner als Vorsitzende der Theater- und Konzertfreunde bedankten sich beim Publikum für dessen Treue in den jetzt schon fast vergangenen zwei Jahren. Christiane Pfitzner erinnerte daran, wie schwer man sich bei der Suche nach einer Ausweichspielstätte getan hatte, dass man alles, vom Zirkuszelt bis zur ehemaligen Fabrikhalle, diskutiert und verworfen haben und schließlich »die Bedenken der Bewahrer der Oetkerhalle« habe zerstreuen können: »Wir haben hier ein anspruchsvolles und vielfältiges Programm genossen.« Schauspieler Thomas Wolff fasste das zusammen, auf das sich wohl das gesamte Ensemble mit dem Rückzug ins renovierte Stadttheater - neben deutlich verbesserten Arbeitsbedingungen - freut: »Dass alle drei Sparten wieder unter einem Dach zusammen sein können.«

Artikel vom 19.06.2006