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Königssohn
hinter Gittern

Italien erschüttert über Viktor Emanuel

Von Peer Meinert
Rom/Potenza (dpa). Sex, Glücksspiel, Korruption - und ein Prinz hinter Gittern. Die Festnahme von Viktor Emanuel von Savoyen, Sohn des letzten italienischen Königs, hat am Wochenende Italien erschüttert.
In Haft: Prinz Viktor Emanuel (69). Foto: Reuters.

Er soll, so die Fahnder, in schmutzige Spielbank-Geschäfte verwickelt sein. Die Ermittlungen wegen gezinkter Spielautomaten, Betrugs sowie Ausbeutung von Prostituierten ziehen zudem weitere Kreise. Auch der einstige bulgarische König Simeon II., der von 2001 bis 2005 in Sofia Ministerpräsident war, soll italienischen Medien zufolge verwickelt sein. Er ist ein Vetter Viktor Emanuels.
Viktor Emanuel (69) war am Freitagabend am Comer See in Norditalien festgenommen und mit einer Polizeieskorte durch das ganze Land bis ins Gefängnis von Potenza im Süden gebracht worden. Er weist alles zurück: »Ich bin absolut unschuldig«, beschwert sich der 69-Jährige. Empört ist auch sein Sohn Emanuele Filiberto, gegen den ebenfalls Ermittlungen laufen. »Sie haben ihn abgeholt wie einen Banditen«, sagte er und drohte einen Hungerstreik an. Doch die Staatsanwaltschaft sagt: »Die Indizien sind schwerwiegend.«
Italien ist an Skandale gewöhnt, doch selten hat eine Affäre das Land derart aufgewühlt. Etwa ein Dutzend Verdächtige sitzen in Haft oder in Hausarrest, gegen ein weiteres Dutzend wird ermittelt.
»Millionengeschäfte mit Spielautomaten und Sex - Viktor war der Anführer«, titelte gestern die Zeitung »Corriere della Sera«. Der Prinz habe mitgeholfen, Prostituierte aus Osteuropa ins schicke Kasino-Milieu einzuführen, berichtet ein anders Blatt. Es gehe auch um den Verdacht der Geldwäsche. Viktor Emanuel war erst vor vier Jahren mit seiner Frau Marina Doria und seinem Sohn nach 56 Jahren Exil nach Italien zurückgekehrt. Er ist der Sohn des letzten italienischen Königs Umberto II., der nach dem Zweiten Weltkrieg abdanken musste, weil er sich mit Diktator Mussolini eingelassen hatte.
Schon früher hatte Viktor Emanuel Negativ-Schlagzeilen gemacht. So soll er 1978 in einem Streit auf seinem Boot im Hafen von Korsika mit einem Gewehr um sich geschossen haben. Eine Kugel durchschlug den Rumpf eines anderen Schiffes und tötete einen schlafenden deutschen Studenten. Erst 1991 war Viktor Emanuel in Paris dafür verurteilt worden - lediglich wegen unerlaubten Waffentragens zu einem halben Jahr auf Bewährung.

Artikel vom 19.06.2006