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Hier spricht Henke
Eusébios
Erben ein
Titelfavorit


Michael Henke, neuer Trainer des Fußballregionalligisten 1. FC Saarbrücken, zum Spiel Portugal gegen Iran


Die WM 1966 in England war die erste, die ich bewusst erlebt habe. Damals belegten die Portugiesen um ihren überragenden Torschützenkönig Eusébio Platz drei, und ich halte es für möglich, dass Eusébios Erben 40 Jahre später eine ebenso gewichtige Rolle spielen werden.
Neben den Stars um Deco und Luís Figo ist es Trainer Luiz Felipe Scolari, dessen Arbeit ich sehr schätze. Ich habe ihn im Herbst des vergangenen Jahres bei einem Trainerkongress in Rio de Janeiro kennen und schätzen gelernt. Scolari ist nicht der typische Brasilianer, sondern ein Trainer, der sehr auf Ordnung bedacht ist - eine ganz wichtige Komponente im Spiel der Portugiesen, denen es in der Vergangenheit häufig an der nötigen Effektivität mangelte.
Auch beim souveränen Sieg gegen den Iran hat mir insbesondere die Balance zwischen Offensive und Defensive gefallen. Mit der einzigen Spitze Pauleta, mit Figo, Ronaldo und Deco verfügt der Vizeeuropameister über vier reine Offensivkräfte. Zwei defensive Mittelfeldspieler und die Viererkette vor Torwart Ricardo sorgen für die nötige Stabilität in der Verteidigung. Greift Portugal an, ist es interessant zu sehen, wie konsequent sich die Außenverteidiger Miguel - ohnehin ein gelernter Stürmer - und Nuno Valente ins Offensivspiel einschalten. In diesen Situationen zieht sich mit Costinha ein defensiver Mittelfeldspieler weiter zurück und unterstützt die beiden Innenverteidiger. So machen die Portugiesen viel Druck, ohne die Abwehr zu entblößen.
Die einzige Gefahr sehe ich in einem möglichen Ausfall Decos. Er ist aus meiner Sicht der entscheidende Spieler in Scolaris System und im Gegensatz zu einem Figo oder Ronaldo nicht zu ersetzen. In Bestbesetzung aber zählt Portugal für mich zu den Favoriten auf den Titel.

Artikel vom 19.06.2006