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»TNT« setzt auch auf SMS-Terror

Gruppe B: Für den Traum vom Achtelfinale bittet Yorke England um Hilfe

Frankfurt/Main (dpa). SMS-Terror, Training zu Karibik-Klängen und Telefongeflüster mit Beckham & Co.: Für den Traum vom Achtelfinale setzt der 1:1000-Außenseiter Trinidad & Tobago alles in Bewegung.

Vor dem heutigen Gruppenfinale gegen Paraguay in Kaiserslautern hat Kapitän Dwight Yorke seine guten Kontakte spielen lassen und die bereits für die K.o.-Runde qualifizierten Engländer per Textmitteilungen und Handy-Anrufen eindringlich um Schützenhilfe gebeten. »Es muss einfach klappen. Es ist wirklich aufregend, dass unser kleines Team noch Chancen hat, während höher eingeschätzte Mannschaften schon raus sind«, sagte der frühere Profi von Manchester United.
Bei einem eigenen Erfolg und einem englischen Sieg gegen Schweden könnte der WM-Neuling die Sensation perfekt machen. Sogar ein Losentscheid ist möglich. Auf jeden Fall muss das Team des holländischen Trainers Leo Beenhakker unbedingt das erste WM-Tor in der Geschichte erzielen. Yorke: »Was wir geschafft haben, ist großartig. Aber jetzt heißt es alles oder nichts. Wir wissen, dass wir offensiv spielen und alles geben müssen.«
Trotz der Konzentration auf das »Endspiel« hat der Außenseiter nichts von seiner Lockerheit eingebüßt. Trainiert wird zu karibischer Musik und mit viel Spaß. »Wir sind ein lustiges Völkchen und ganz unkompliziert«, beschrieb Yorke die Stimmung. Auch Beenhakker lässt es locker angehen: »Wir müssen Paraguay schlagen, dann werden wir sehen.« Für die Partie auf dem Betzenberg hat der ehemalige Bondscoach seinen Spielern eingeimpft: »Wir haben eine eigene Philosophie und ein eigenes Spiel. Du brauchst 90 Minuten, um ein Spiel zu gewinnen, und du kannst es in einer Sekunde verlieren.«
Für den Fall des Einzugs ins Achtelfinale wäre in dem Inselstaat mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern der Teufel los. Schon die WM-Teilnahme und das 0:0 gegen Schweden wurden gefeiert wie ein Sieg. »In dem kleinen Land hat sich unheimlich viel geändert, seit wir so erfolgreich sind. Früher war man nur hinter Cricket her, jetzt sind sie alle fußballverrückt«, erklärte Beenhakker, der das Team vor einem Jahr abgeschlagen in der WM-Qualifikation übernommen hatte. »Es macht unheimlich viel Spaß mit den Jungs«, sagte der Holländer, der bisher noch keinen Streit schlichten musste und viel von der Lebenslust der Karibik-Kicker hält.

Artikel vom 20.06.2006