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SCHWEDEN



TORWART: Andreas Isaksson (Stade Rennes/40 Länderspiele) ist ein Weltklasseschlussmann. Gut möglich, dass sein Ausfall (Gehirnerschütterung) vor dem Gruppenauftaktspiel gegen Trinidad & Tobago dazu beitrug, dass die Schweden nicht so frei aufspielten wie erwartet. Rami Shabaan ersetzte die Nummer 1 zwar fehlerfrei, doch Isaksson ist der Rückhalt, auf den sich die Wikinger verlassen. Allerdings: Gegen Paraguay offenbarte der 24-Jährige auch die eine oder andere Schwäche, gravierend waren seine Fehler aber nicht.

ABWEHR: Das Prunkstück der Schweden. Zwei Spiele, kein Gegentreffer - das sagt alles über die Qualität der Hintermannschaft aus, die vor Erfahrung nur so strotzt. Dreh- und Angelpunkt ist Kapitän Olof Mellberg (Foto) von Aston Villa. Um ihn herum geben der Routinier Teddy Lucic sowie Erik Edman und Niclas Alexandersson der Viererkette Halt. Diese zu sprengen, ist eine Kunst für sich. Allerdings stellte, abgesehen von Paraguays Angreifer Nelson Valdez, bei diesem Turnier auch noch kein Stürmer die schwedische Abwehr auf eine ernsthafte Belastungsprobe.

MITTELFELD: Hier hat sich Christian Wilhelmsson in den Vordergrund gekämpft. Mit seinem vorbildlichen Einsatzwillen ist er in der schwedischen Elf unersetzlich. Denn weil es spielerisch bei den »Tre Kronors« bisher nicht so lief wie erhofft, sind andere Tugenden gefragt. Und die verkörpert der 26-Jährige vom RSC Anderlecht wie kein Zweiter. Über links ist Fredrik Ljungberg eine Waffe. Er hat aber noch Luft nach oben, auch wenn er gegen Paraguay Schwedens einziges Turnier-Tor erzielte.

ANGRIFF: Hochgelobter Mannschaftsteil, der bisher meilenweit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Von einem Sturmduo Hendrik Larsson/Zlatan Ibrahimovic können anderen Nationen nur träumen. Doch noch sind der 34-jährige Larsson und der angeschlagene Ibrahimovic (24; Oberschenkelzerrung, Einsatz gegen England sehr fraglich) den Beweis schuldig geblieben, Weltklassestürmer zu sein.

TRAINER: Lars Lagerbäck steht für sachliche Arbeit. Nach vier EM- und WM-Qualifikationen in Folge ist der 57-Jährige fast unumstritten. Für Reibung sorgt sein Umgang mit Kim Källström. Die Mehrheit der Schweden möchte den 23-jährigen Mittelfeldmann, der bei Stade Rennes eine starke Saison spielte, unbedingt in der Anfangself sehen. Doch Lagerbäck, bis vor zwei Jahren noch mit Tommy Söderberg im Tandem arbeitend, zog im ersten Spiel Anders Svensson vor.

FAZIT: Keinesfalls ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg ins Viertelfinale. Schwedens größtes Problem ist der Qualitätsverlust in der Breite. Sonst hätte ein bestenfalls durchschnittlicher Stürmer wie Marcus Allbäck nie und nimmer schon zwei WM-Einsätze 2006 auf dem Konto. Hauptsache, die namhaften Offensivspieler der Schweden finden nicht ausgerechnet gegen Deutschland den Weg zum Tor. Und wenn schon: Wenn die Deutschen ins Viertelfinale wollen, müssen sie den Elch bei den Hörnern packen. aufgezeichnet von Dirk Schuster

Artikel vom 20.06.2006