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ENGLAND



TORWART: Von Chelsea bis Arsenal - die Topklubs der Premiere League vertrauen im Tor ausländischen Kräften. Die Zeiten, in denen sich die »Three Lions« auf Keeper wie Gordon Banks und Peter Shilton verlassen konnten, sind Geschichte. Trainer Eriksson setzt auf den 26-jährigen Paul Robinson (Tottenham/21 Länderspiele), der auf diesem Niveau über wenig Erfahrung verfügt. Der WM-Debütant hat aber das Glück, eine um so erfahrenere Viererkette vor sich zu wissen, und sammelte gegen Paraguay sowie Trinidad & Tobago Selbstvertrauen.

ABWEHR: Besonders die Innenverteidigung um Abwehrchef John Terry und Rio Ferdinand scheint äußerst schwer zu knacken zu sein, auch wenn der echte Härtetest mit der Partie gegen Schweden noch aussteht. Die Außenpositionen indes bereiten Sorge: Die rechte Stammkraft Gary Neville ist aufgrund einer Wadenzerrung noch zum Zuschauen verurteilt, Jamie Carragher bleibt eine Notlösung. Ashley Cole, linker Außenverteidiger, meldete sich erst kurz vor der Weltmeisterschaft wieder fit und ist daher ebenfalls noch ein gehöriges Stückchen von seiner Bestform entfernt.

MITTELFELD: Mit Superstar David Beckham (Foto), der alle drei englischen Treffer bei dieser WM vorbereitete, verfügen die Briten über den besten Flankengeber und wohl auch den besten Rechtsfüßer der Welt. Steven Gerrard und Frank Lampard setzen offensive wie defensive Akzente, können abräumen und abschließen. Im Mittelfeld vervollständigt Joe Cole die linke Cole-Connection. Mit seinen Dribbelkünsten stellt der blitzschnelle 24-Jährige jeden Verteidiger vor erhebliche Probleme.

ANGRIFF: Wayne Rooney hat den Wettlauf mit der Zeit gewonnen, kam schon gegen TNT zu einem halbstündigen Einsatz und belebte das bis dahin sehr träge englische Spiel. Ein Trainer, der Michael Owen für Wayne Rooney auswechselt, hat kein Sturmproblem. Der 1,98-Meter-Riese Peter Crouch stellte seine Kopfballstärke beim 1:0 gegen Trinidad & Tobago unter Beweis.

TRAINER: Der Schwede Sven-Göran Eriksson, seit 2001 und noch bis zum WM-Ende im Amt, genießt im Mutterland des Fußballs keinen guten Ruf. Zu brav, zu italienisch sei der Fußball, den er spielen lässt. Der 58-Jährige aber bleibt seiner Linie treu und schreckt auch vor ungewöhnlichen Maßnahmen nicht zurück: Gegen Trinidad & Tobago wechselte er Aaron Lannon (19) ein, beorderte ihn auf Beckhams Position im rechten Mittelfeld und verbannte Becks in die Abwehrreihe.

FAZIT: Seit dem Sieg 1966 ist England nicht mehr über ein Viertelfinale hinausgekommen. In diesem Jahr sind die Hoffnungen auf ein besseres Abschneiden so groß wie lange nicht mehr. Die Namen in der ersten Elf geben in der Tat Anlass zu großem Optimismus, die bisherigen Leistungen allerdings weniger. Dank des Heimvorteils würde Deutschland diesen Gegner nach 1970 und 1990 zum dritten Mal aus dem WM-Turnier werfen - Verlängerung und Elfmeterschießen nicht ausgeschlossen. aufgezeichnet von Elmar Neumann

Artikel vom 20.06.2006