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»Extraschicht« bietet
Magie statt Maloche

Künstler machen aus Zechen Orte der Industriekultur

Dortmund (dpa). 140 000 Gäste aus aller Welt haben am Samstagabend im Ruhrgebiet eine »Nacht der Industriekultur« erlebt. Zur sechsten Ausgabe des Kulturfestivals »Extraschicht« präsentierten sich ehemalige Arbeitsstätten wie Zechen, Kokereien und Halden zwischen Duisburg und Unna bei strahlendem Sonnenschein mit mehr als 120 Programmpunkten.
Eine Künstlerin im Nordsternpark Gelsenkirchen.

Beteiligt waren nach Angaben der Veranstalter 500 Künstler aller Sparten. Besonders viele WM-Besucher aus dem Ausland hätten die »Extraschicht« mitgefeiert und so gezeigt, dass das Ruhrgebiet »längst eine Kulturhauptstadt ist«.
Bei einbrechender Dunkelheit ließen Lichtinstallationen zahlreiche Industriedenkmäler geheimnisvoll leuchten. Insgesamt beteiligten sich 19 Städte an der achtstündigen Veranstaltung. Zentrale Orte waren in diesem Jahr vor allem die WM-Spielstädte Gelsenkirchen und Dortmund.
Im Landschaftspark Duisburg- Nord kamen die besten Pianisten der Musikhochschulen Nordrhein- Westfalens zu einem sechs Stunden langen Klaviermarathon zusammen, auf der Kokerei Hansa in Dortmund zeigten Tanzprofis Tango und Stepptanz und im Gelsenkirchener Nordsternpark traten Theatergruppen in Wettkämpfen gegeneinander an.
Fußball stand an vielen der 38 Spielorte im Mittelpunkt. Auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks Phoenix West in Dortmund inszenierte das Freiburger Aktionstheater PAN.OPTIKUM das von der Kunst- und Kulturstiftung der Bundesregierung zur WM geförderte Stück »Ball-Gefühl«. In Gelsenkirchen spielten jugendliche Darsteller aus 16 WM-Nationen Theater auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Consolidation. Dort entstand nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauphase ein Kultur- und Freizeitzentrum.
Neben kulturellen Höhepunkten setzte die »Nacht der Industriekultur« in diesem Jahr erstmals auch kulinarische Schwerpunkte. An vielen Veranstaltungsorten wurden die Besucher von der Kochvereinigung »FC Ruhrgebiet« bewirtet, einem Zusammenschluss von 13 jungen Köchen der Region. Mehr als 100 Sonderbusse verbanden im 15-Minuten-Takt die 38 Spielorte miteinander. Ehemalige Bergarbeiter berichteten aus der Zeit, als die Schlote noch rauchten, darüber, wie hart die Arbeit damals war.

Artikel vom 19.06.2006