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Die Drohung von Riquelme

Gruppe C: Argentiniens Stars sind eine Mannschaft

Gelsenkirchen (WB/klü). Vamos Argentina! Klar, es geht weiter vorwärts. Bis ins Berliner Endspiel? Ins Achtelfinale ist die Mannschaft ganz locker gestürmt. Und beim 6:0-Triumph gegen Serbien-Montenegro präsentierte sie sich in weltmeisterlicher Verfassung.

»Das sah so leicht aus«, stellte Trainer José Pekerman fest. »Aber ich bleibe dabei: Wir spielen in einer ganz, ganz schweren Gruppe. Die Elfenbeinküste hätte eigentlich auch einen Platz in der nächsten Runde verdient gehabt.« Geht aber nicht - denn neben Argentinien kommen die Niederlande weiter. Das Oranje-Team ist am Mittwoch (21 Uhr) in Frankfurt der finale Vorrundengegner.
Da geht es dann um Platz 1 und 2. Für Pekerman steht längst fest, wo seine Elf bleiben soll: natürlich ganz oben. Gedanken über den Kontrahenten im Achtelfinale - das könnte Portugal oder Mexiko sein - macht er sich noch nicht: »Die ganze Konzentration gilt jetzt erst einmal dem Duell gegen die Niederlande. Daran arbeiten wir.«
Aber was gibt es bei den Argentiniern überhaupt zu verbessern? Glanzvoller als gegen Serbien-Montenegro kann man kaum noch auftreten. Der Höhepunkt: das 2:0 durch Esteban Cambiasso. Eine traumhafte Kettenkombination. Über 26 Stationen lief die Kugel, neun Spieler waren beteiligt, Hernan Crespo legte dem Schützen sogar noch per Hacke auf, und Cambiasso jubelte: »Sensationell. Das war eine Supervorarbeit meiner Kollegen.«
Typisch für Argentinien. Denn hier steht eine erstklassig eingespielte Mannschaft auf dem Platz, die jederzeit die Taktik und das Tempo wechseln kann. Druck machen, einschläfern und dann wieder zuschlagen. Serbien-Montenegros Verlierer werden diese Lektion nie vergessen.
Abgezockt, selbstsicher, glänzend organisiert und diszipliniert: So treten die Südamerikaner auf. Auch die Stars wie Crespo und Juan Riquelme halten ihre Rollen konsequent durch. »Ich habe 23 Stammspieler in meinem Aufgebot«, bekannte Pekerman. Also viel mehr als elf. Und es wird das größte Problem des Trainers sein, die Reservisten zu beruhigen.
Wie Lionel Messi. Der 18-Jährige, dem alle Experten eine große Zukunft prophezeien, durfte beim Auftakt nicht dabei sein. Er spielte trotzdem, aber nur Playstation, wie sein Zimmergenosse Roberto Ayala verriet: »Der Junge war ganz schön sauer.«
Nach dem 6:0 lacht auch Messi wieder. Seinen 15-Minuten-Auftritt garnierte er mit einer Torvorlage und einem Volltreffer. Von Pekerman gab es ein Zuckerstück extra: »Ich weiß, dass ich Lionel jederzeit einsetzen kann.«
Ob in der ersten Elf oder wieder als Joker, ließ der Trainer offen. Er hat genug Gute zur Auswahl. Regisseur Riquelme, um den sich alles dreht und der natürlich immer fest gesetzt ist, forderte: »Die Partie gegen Serbien-Montenegro war stark, aber wir müssen noch besser werden.« Sollte das etwa eine Drohung sein?

Artikel vom 19.06.2006