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Pioniere von gestern heute wichtige Zeitzeugen

Otto Lehrmann und Kurt Rudolph 60 Jahre im Sozialverband - Auch Martha Rixe wird geehrt

Bielefeld (gge). Otto Lehrmann (90) und Kurt Rudolph (85) sind jetzt für 60-jährige Mitgliedschaft im Sozialverband Deutschlands (SoVD) geehrt worden. Martha Rixe (96) werden Urkunde und Treuenadel ins Altenheim nachgereicht.

Kreisvorsitzender Eberhard Lüttge würdigte die Verdienste der »Pioniere und wackeren Zeitzeugen der Wiedergründung« des früheren Reichsbundes jetzt im Rahmen einer kleinen Feierstunde in der SoVD-Geschäftsstelle an der Wilhelmstraße. Als Zeugen einer Zeit auch des sinnlosen Sterbens während des Zeiten, aber auch noch des Ersten Weltkrieges hätten sie sich später bewusst für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit engagiert.
»Meine halbe Hand liegt vor Moskau und ich musste dort Menschen erschießen«, sagt Kurt Rudolph und fasst sich an den Kopf. Der in Melle-Buer geborene ehemalige Postbedienstete gehört dem SoVD-Ortsverband Sudbrack an, dessen Vorsitzender Eckhardt Günzel es sich nicht nehmen ließ, an der Feierstunde teilzunehmen.
Siegfried Kienitz vertrat den Ortsverband Brackwede, den Otto Lehrmann mit gegründet und 23 Jahre als Vorsitzender geleitet hat. Mehr als 40 Jahre wirkte der Brackweder im Vorstand mit, ist heute Ehrenvorsitzender.
Der 1917 gegründete Reichsbund als Interessenvertreter der Körperbeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen nahm nach dem Verbot 1933 durch die Nationalsozialisten im November 1946 seine Arbeit wieder auf. Die britische Militärregierung verfügte am 1. November die Abschaffung von Versorgungsrenten an Kriegsopfer und beschränkte Ansprüche nur auf eine Berechtigung aus der Sozialversicherung. Diese Maßnahme löste bei den rund fünf Millionen Betroffenen Not und Verbitterung aus und verstärkte massiv die Forderung nach einer sozialpolitischen Vertretung.
Erste lokale Organisationen gründeten sich erneut im Raum Bielefeld zuerst in Ummeln, Jöllenbeck, Brackwede, Brake und Sudbrack. Heute zählt der Kreisverband Bielefeld 5272 Mitglieder. Darunter auch viele jüngere, die im SoVD nicht nur einen Geselligkeitsfaktor, sondern auch einen vom Staat »gefürchteten« Anwalt ihrer Interessen etwa bei Sozialgerichts-Prozessen sehen.

Artikel vom 17.06.2006