17.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fischfang

»Bruno« und der Kabeljau


Fische sind einfacher zu fangen als »Bruno«. Während sich die Medien seit Wochen fast nur noch um das Schicksal des Braunbären im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet kümmern, läuft auf den Weltmeeren eine echte Tragödie fast unbemerkt ab. Wie der Bericht der Vereinten Nationen zeigt, werden die Ozeane buchstäblich leergefischt. In den vergangenen 50 Jahren gingen die Bestände von Tunfisch und Kabeljau um fast 90 Prozent zurück.
Die Fischerei wird immer effizienter und damit rücksichtsloser betrieben. In den Netzen verheddern sich Delfine und Haie; 300 000 Albatrosse verbluten und ersticken jedes Jahr wegen der Köder und Haken. Vollends skandalös aber ist, dass jedes Jahr 20 Millionen Tonnen Fisch einfach aussortiert und vernichtet werden, weil er den Verbrauchern angeblich nicht zuzumuten ist.
Auch wenn Meeresforscher wie Jacques Cousteau noch so oft vor der Ausbeutung warnten, achten Fischereiflotten bis heute nicht auf Nachhaltigkeit. Teile wie die Ägäis sind bereits so gut wie leergeräumt. Die von den Ministern vereinbarten Fangquoten haben bislang keine Wende zum Besseren gebracht.
Wenigstens haben bei der Konferenz der Walfangkommission die Walschützer unerwartet einen knappen Abstimmungserfolg eingefahren. Kleinwale dürfen damit weiterhin nicht bejagt werden. Doch insgesamt gilt: Statt nur auf »Bruno« zu starren, sollte die Öffentlichkeit aufs Meer gucken. Dietmar Kemper

Artikel vom 17.06.2006