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Ärztestreik ist
endlich beigelgt

Einigung nach drei Monaten

Berlin (dpa). Nach drei Monaten steht der längste Ärztestreik der deutschen Geschichte vor seinem Ende. Der Marburger Bund (MB) und die Länder haben mit einer Einigung auf mehr Lohn und begrenzte Bereitschaftsdienste für die 22 000 Uniklinik-Ärzte ihren zähen Tarifkonflikt beigelegt. Hartmut Möllring (links) und Frank Ulrich Montgomery.

»Wir schreiben hier heute Tarifgeschichte, weil damit erstmals der Marburger Bund als eigenständiger Tarifpartner der Länder anerkannt ist«, sagte der MB-Vorsitzende Frank Ulrich Montgomery nach den Verhandlungen in Berlin. »Wir haben auch zwei schwere Kröten schlucken müssen«, räumte er ein. Junge Ärzte und Mediziner im Osten werden künftig schlechter bezahlt als vom MB gefordert. Die Streiks werden von Montag an ausgesetzt.
Ärzte im 1. Jahr erhalten in Westdeutschland künftig 3600 Euro pro Monat (Ost: 3200 Euro), im zweiten 3800 Euro (Ost: 3400 Euro). Das Gehalt steigt auf bis zu 4500 Euro im Monat im 5. Jahr (Ost: 4000). Fachärzte verdienen mehr, dann folgen Oberärzte (1. Jahr: 5950 West, 5300 Ost) und Vertreter des leitenden Arztes mit bis zu 7900 Euro vom 7. Jahr an im Westen. Dies entspricht Steigerungen von 15 bis 20 Prozent bei jungen Medizinern und Oberärzten.
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt 42 Stunden. Die tägliche Arbeitszeit kann auf bis zu zwölf Stunden ausgedehnt werden - aber nicht mehr als vier Mal hintereinander. Auf acht Stunden Dienst können bis zu 16 Stunden Bereitschaftsdienst in der Klinik folgen - wöchentlich maximal 58 Stunden. Über das bisherige Angebot der Länder hinaus beinhaltet der Abschluss eine auf den 1. Juli vorgezogene Geltung und eine um 25 Prozent gestiegene Vergütung von Bereitschaftsdiensten an Feiertagen. Ärzte sollen Zeit zum wissenschaftlichen Arbeiten haben und dürfen sich an drei Arbeitstagen pro Jahr fortbilden.

Artikel vom 17.06.2006