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Deutschland istein Stadion

Die Nation berauscht sich an ihrer Elf und träumt vom Titelgewinn


Von Klaus Lükewille
Dortmund (WB). Nach dem zweiten Spiel bereits ist das Achtelfinale erreicht. Wie 1974. Wie bei der ersten Fußball-WM in Deutschland. Aber die Stimmung im Stadion und im Land ist heute anders. Ganz anders.
Damals, als der amtierende Europameister am 17. Juni 1974 in Hamburg nach dem 1:0-Auftakt gegen Chile mit dem 3:0 gegen Australien das Ticket zur WM-Weiterfahrt buchte, wurde die Elf mit Pfiffen verabschiedet. Franz Beckenbauer legte sich sogar mit den Zuschauern an. Später wollte sich der Kapitän herausreden: Mit seinen abwertenden Gesten habe er sich nur über sich selbst geärgert. Die Hamburger empfanden sie aber als Publikumsbeschimpfung und waren richtig sauer, als fünf Tage später das Duell gegen die DDR 0:1 verloren ging.
Erst bei den Auftritten gegen Jugoslawien (2:0) und Schweden (4:2) kam die Wende. Auf dem Rasen - und auf den Rängen. Endlich konnten sich die Fans mit ihrer Auswahl identifizieren. Im deutschen WM-Sommer 2006 stehen sie dagegen seit dem ersten Anpfiff wie ein Mann hinter ihrer Elf. Warum? 1974 war der Titelgewinn Pflicht. 2006 wäre er ein Traum. Das wissen die Zuschauer - und spielen begeistert mit.

Artikel vom 17.06.2006