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». . . da schämete sich der Mann gar sehr«

Das WESTFALEN-BLATT druckt Umweltgedichte des Landschaftswächters Hanspeter Stüven


Brackwede (mp). Ein humoriger Vers erzeugt oft mehr Einsicht als ermahnende Worte, seien die auch noch so freundlich formuliert. Diese Erfahrung machte der Brackweder Hanspeter Stüven. Er ist als einer von 19 Landschaftswächtern ehrenamtlich für die Stadt Bielefeld im Einsatz und hat es im Sinne des Naturschutzes auf die kleinen Umweltsünder abgesehen: die Leute, die ihren Müll in den Wald werfen oder ihren Auto-Aschenbecher auf die Straße entleeren. Das WESTFALEN-BLATT gibt Hanspeter Stüven ein Forum für seine Umweltgedichte.
Beginnend mit dem heutigen Tag, Sommeranfang, veröffentlicht die Redaktion jede Woche einen seiner Verse unter dem Titel »Mit Stüven über Stock und Stein«.
Ein Landschaftswächter berichtet direkt ans Forst- oder Ordnungsamt. Nach Prüfung des Sachverhaltes erstatten die dortigen Beamten dann Anzeige oder verhängen Bußgelder. Ein Landschaftswächter selbst darf laut Satzung nicht bestrafen, noch nicht einmal Strafe androhen. »Wir sollen freundliche Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit leisten«, betont Hanspeter Stüven.
Zu seiner eigenen Enttäuschung muss er jedoch immer wieder feststellen, dass Umweltfrevler uneinsichtig sind. Da kam er auf die Idee, es mit Ermahnungen in Reimform zu versuchen. Und siehe da: Es hilft.
»Der Mann hatte gerade eine kleine Tanne aus dem Wald gestohlen, um sie als Weihnachtsbaum zu verwenden«, erinnert sich Stüven. »Er wollte partout nicht verstehen, dass das ein peinlicher Diebstahl auf Kosten der Natur war. Erst, als ich das ganze spontan in einen kleinen Reim verpackte, da schämete der Mann sich gar sehr...«, erzählt der rüstige Senior schmunzelnd. Solche und ähnliche Erlebnisse häuften sich auf seinen Streifzügen durch den Osten des Stadtbezirks Brackwede. Stüven schrieb sie alle auf und stellt sie nun im WESTFALEN-BLATT der Öffentlichkeit vor.
Dabei liebt er auch im Reim gelegentlich den groben Ausspruch: »Ich möchte den Leuten in Versform etwas Wichtiges sagen, und das geht eben manchmal nur mit derben Worten«, erklärt der 70-Jährige, der seit 1960 in Brackwede lebt. Gebürtig kommt er von der Insel Sylt, wo er sich bereits in jungen Jahren für den Vogelschutz einsetzte. Später machte er eine Druckerlehre, schrieb von Zeit zu Zeit Berichte für eine norddeutsche Lokalzeitung, hatte Spaß am Singen, Dichten, Theaterspielen.
In Brackwede arbeitete er annähernd 40 Jahre lang für die Firma Graphia Hans Gundlach. Er war schon mal Karnevalsprinz in Bielefeld, und auch in Quelle kennt man seine humorige Ader: Für den dortigen Gesangsverein schrieb er über Jahre Büttenreden und Sketche, die er als Gastredner selbst vortrug.

Artikel vom 21.06.2006