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Traumhafter Tor-Tango

Gruppe C: Argentinien zaubert sich in die Favoritenrolle

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Ihre Aufführung wurde eine Vorführung: Argentinien bat zum Tor-Tango. Mit 6:0 tanzten sie Serbien-Montenegro vom Gelsenkirchener Parkett ins Abseits.

Die Revierstadt lag an diesem Nachmittag ziemlich nahe bei Buenos Aires, auf den Rängen feierten die Blau-Weißen ihren Achtelfinal-Einzug überschwänglich. Mittendrin: Diego Maradona, der Weltmeister von 1986, der vor Stolz fast geplatzt wäre. Hatte er da unten seine Nachfolger gesehen? Keine Frage: In dieser Verfassung ist Argentinien der Top-Favorit. Trainer Jose Pekerman war dann auch mit der Galavorstellung sehr zufrieden. »Ich weiß, dass ich eine tolle Mannschaft habe. Sie hat heute gezeigt, wie stark sie spielen kann.«
Die Fans auf den Rängen trommelten pausenlos, auch auf dem Rasen gaben die Argentinier den Takt an. Der Auftakt war »maximal«: Maxi Rodriguez erzielte schon in der 6. Minute die Führung. Esteban Cambiasso (31.) legte das 2:0 nach. Rodriguez (41.) sorgte für den 3:0-Halbzeitstand. Da war die Partie bereits gelaufen.
»Wir sind gegen diese Klasse-Truppe nie richtig ins Spiel gekommen«, musste Mladen Krstajic später zugeben. Der Schalker hat in seinem Stadion schon schönere Tage erlebt. Denn nachdem die Argentinier einen Gang zurückschalteten, dabei das Geschehen aber immer kontrollierten, zogen sie in der Schlussphase das Tempo wieder an.
Und was hat der Pekerman da noch an Könnern auf der Bank: Zunächst brachte er für den überragenden Javier Saviola den Angreifer Carlos Tevez, und in der letzten Viertelstunde durfte Lionel Messi endlich sein WM-Debüt geben. Der Jungstar führte sich gleich mit der Vorlage zum vierten Treffer durch Hernan Crespo (78.) ein, das 5:0 markierte Tevez (84.) - und den Schlusspunkt zum 6:0 (88.) setzte er selbst. »Wenn Messi kommt, macht er immer etwas Tolles«, freute sich Regisseur Juan Riquelme über seinen erstklassigen Mitarbeiter.
Ja, diese Argentinier präsentierten in Gelsenkirchen ein Team, das die Konkurrenz das Fürchten lehrt - auch die Brasilianer. Aber der nächste Gegner heißt jetzt erst einmal Holland. »Das wird sehr schwer«, warnte Pekerman, der die Zielrichtung sofort vorgab: »Da wird nicht taktiert. Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen, wir möchten als Gruppensieger im Achtelfinale antreten.«
In dieser nächsten Runde ist Serbien-Montenegro nur noch Zuschauer. Die Mannschaft, die in der WM-Qualifikation so glänzend verteidigte und nur einen Treffer in zehn Partien zuließ, kassierte jetzt in 90 Minuten gleich sechs Stück. Eine Blamage, eine Demontage - und dazu waren sie schlechte Verlierer. Zuerst auf dem Platz, wo ihnen Schiedsrichter Roberto Rossetti außer drei gelben noch eine rote Karte (Mateja Kezman) zeigte. Später trat auch der Trainer nach: Illja Petkovic, legte sich erneut mit heimischen Medienvertretern an. Dann folgten aber doch noch Ansätze von Einsicht: »Das war unser schlechtestes WM-Ergebnis aller Zeiten. Ich will keinen Spieler kritisieren, ich übernehme die volle Verantwortung.« Leicht gesagt, denn nach der WM wird Petkovic sowieso gehen.
Argentinien: Abbondanzieri - Burdisso, Ayala, Heinze - González (17. Cambiasso), Mascherano, Sorín - Saviola (59. Tevez), Riquelme, Rodriguez (75. Messi) - Crespo
Serbien-Montenegro: Jevric - Duljaj, Gavrancic, Dudic, Krstajic - Koroman (50. Ljuboja), Nadj (46. Ergic), Predrag Djordjevic, Stankovic - Kezman, Milosevic (70. Vukic)
Schiedsrichter: Rosetti (Italien)
Zuschauer: 52 000
Tore: 1:0 Rodriguez (6.), 2:0 Cambiasso (31.), 3:0 Rodriguez (41.), 4:0 Crespo (78.), 5:0 Tevez (84.), 6:0 Messi (88.)
Rot: Kezman (65./grobes Foulspiel)

Artikel vom 17.06.2006