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Armer Owen: Alle wollen Rooney

Gruppe B: Crouch und Gerrard treffen spät für England gegen »TNT«

Nürnberg (dpa). England steht im Achtelfinale. Aber nach dem 2:0 gegen Trinidad & Tobago, kurz »TNT« genannt, droht bereits der nächste Krach.

Die umjubelte Rückkehr des Stürmerstars Wayne Rooney hat die 40 Millionen englischen Fußballfans in einen Titeltaumel versetzt, zugleich aber Nationalcoach Sven-Göran Eriksson einen neuen Konflikt beschert. »Die Frage, wer im Sturm spielt, wird unserem Trainer in den nächsten Tagen Kopfschmerzen bereiten«, sagte Mittelfeldstar Steven Gerrard.
Als der Wunderstürmer nur sechseinhalb Wochen nach seinem Fußbruch in der 58. Minute unter dem Jubel der 25 000 englischen Fans im Nürnberger Frankenstadion auf den Platz lief, wachten Kapitän David Beckham & Co. aus ihrer Lethargie auf. Die späten Tore von Peter Crouch (83.) und Gerrard (90.+1) brachen den zähen Widerstand des WM-Neulings.
Beckham wurde zwar zum »Spieler des Spiels« gewählt. Doch das 32-Minuten-Comeback von Rooney stahl allen die Schau. Der von der wochenlangen Rooney-Hysterie genervte Eriksson atmete erleichtert auf: »Das Theater ist Gott sei Dank vorbei.«
Wenige Stunden vor dem Anpfiff hatten die Ärzte den berühmtesten WM-Patienten gesundgeschrieben. Zwar fiel der 40-Millionen-Mann bei seinem Kurzeinsatz nicht sonderlich auf, wurde aber auf der Insel wie ein Messias gefeiert. »Ein kleiner Schritt für Rooney, ein gewaltiger Schritt für England. Der Name der Hoffnung ist Wayne«, jubelte die Londoner »Times«. Im »Guardian« hieß es: »Selbst der Heiland braucht Spielpraxis. Seine Anwesenheit war der auslösende Faktor, der England aus der Starre lösen konnte.«
Das Schicksal des erneut ausgewechselten Michael Owen, dem gegen Schweden die Ersatzbank droht, dürfte neuen Zündstoff liefern. »Wayne ist unser Mann«, sprach sich Gerrard für Rooney aus. Auch Frank Lampard votierte für den Star von Manchester United: »Es ist großartig, dass er da ist.« Eriksson will kein Risiko eingehen und Rooneys Entwicklung abwarten, hält aber offenbar einen Platz in der Schweden-Startelf frei: »Jeder Tag, an dem er nicht spielt, ist ein verlorener Tag.«
Den tapferen »Soca Warriors« tat die späte Niederlage weh. »Sie hat uns das Herz gebrochen«, klagte Torwart Shaka Hislop.
England: Robinson - Carragher (58. Lennon), Ferdinand, Terry, Ashley Cole - Beckham, Lampard, Gerrard, Joe Cole (74. Downing) - Owen (58. Rooney), Crouch
Trinidad & Tobago: Hislop - Edwards, Sancho, Lawrence, Gray - Birchall, Yorke, Whitley, Theobald (84. Wise) - Jones (70. Glen), Stern John
Schiedsrichter: Kamikawa (Japan)
Zuschauer: 41 000
Tore: 1:0 Crouch (83.), 2:0 Gerrard (90.+1)

Artikel vom 17.06.2006