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Kurzweilige Form
kam sehr gut an

Horwitz führt Regie in Bad Hersfeld

Bad Hersfeld (dpa). Dominique Horwitz strahlte beim Schlussapplaus über das ganze Gesicht. Seine erste Regiearbeit, eine kurzweilige »Dreigroschenoper« auf der Freilichtbühne der Bad Hersfelder Stiftsruine, ist beim Publikum bestens angekommen.
Axel Prahl, sonst im »Tatort« zu sehen, als Mackie Messer inmitten der Damen-Schar. Foto: dpa

Eine radikale Neuinterpretation des Brecht'schen Klassikers hat Horwitz, der selbst schon mehrfach den Ganovenboss Mackie Messer spielte, nicht auf die Bühne gebracht. Und doch: Der Haifisch verbirgt die sprichwörtlichen Zähne bei der zweiten Premiere der diesjährigen Festspiele nicht.
Einen »spaßigen, unterhaltsamen Abend, der die wichtigen Themen nicht verdeckt«, hatte Horwitz geplant - und der ist ihm gelungen. Die große Politik bleibt außen vor, eine Klassenkampfinszenierung hat Horwitz aus seiner »Dreigroschenoper« nicht gemacht. Die Unterweltgeschichte um Bettler, Dirnen, Räuber und kuriose Geschäftemacher ist eine große Bühnenshow, mit schrägen Kostümen in knalligen Farben und einem sparsamen Bühnenbild.
Prominent besetzt ist nicht nur die Regie des Stücks um den smarten Gentleman-Ganoven Mackie Messer, sondern auch die Rollen. Mackie Messer gibt »Tatort«-Kommissar Axel Prahl als aalglatten, selbstverliebten und bisweilen widerlichen Typen. Josefin Platt und Ralf Dittrich spielen das Bettlerkönigspaar Peachum, Tamara Stern ist die verruchte Spelunken-Jenny. Nino Sandow, der den korrupten Polizeichef Tiger Brown im Kostüm eines Dompteurs gibt, war der heimliche Star des Sommerabends.

Artikel vom 17.06.2006