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Bayer setzt sich bei Schering durch

Pharma: Merck verkauft Aktienpaket - Aktionäre erhalten jetzt 89 Euro

Leverkusen (dpa). Bayer hat den Übernahmekampf um das traditionsreiche Pharmaunternehmen Schering für sich entschieden, muss aber tiefer in die Tasche greifen als geplant.
Geschluckt: Bayer kann endlich Schering übernehmen. Foto: dpa

Wenige Stunden vor Ablauf der Annahmefrist des Bayer-Kaufangebotes lenkte die Darmstädter Merck-Gruppe ein und bot dem Leverkusener Chemie- und Pharmariesen ihr Schering-Aktienpaket in Höhe von knapp 22 Prozent zum Kauf an. Alle Aktionäre erhalten statt 86 jetzt 89 Euro je Aktie - auch jene, die Bayer ihre Aktien innerhalb des öffentlichen Kaufangebots anbieten. Die Annahmefrist endete vergangene Nacht um 24 Uhr. Merck hatte zuvor mit massiven Aktienzukäufen die teuerste Übernahme der Firmengeschichte zu torpedieren versucht.
Zuletzt hatte Bayer insgesamt 55 Prozent des Schering Kapitals auf seine Seite gezogen. Einschließlich des Merck-Pakets ist die Mindestquote von 75 Prozent bereits übertroffen worden. Die gesamte Transaktion wird den ursprünglichen Wert der Übernahme von 16,5 Milliarden Euro um mehrere 100 Millionen Euro übertreffen. Der Erwerb ist die größte Übernahme in der Firmengeschichte von Bayer.
Bayer-Chef Werner Wenning zeigte sich erfreut über die erzielte Lösung: »Ein langfristiger Bieterwettbewerb hätte die Zukunft von Schering stark beeinflusst«, erklärte er. Von diesem Schritt würden zudem alle drei beteiligten Unternehmen profitieren. »Wir haben heute einen großen Schritt getan, um ein bedeutendes Pharma-Unternehmen von Weltklasse auf den Weg zu bringen«.
In den vergangenen Tagen hatte es vermehrt Anzeichen dafür gegeben, dass es Bayer nicht gelingen wird, bei Schering auf Anhieb die 75-Prozent-Quote zu erreichen. So hatte die im Bieterstreit unterlegene Merck-Gruppe damit begonnen, massiv Aktien von Schering aufzukaufen.
In der Branche wurde heftig über die Motivation von Merck spekuliert. Gerüchten zufolge wollte Merck bei Schering doch noch zum Zuge kommen, einen höheren Preis herausschlagen oder Bayer Unternehmensteile abtrotzen.
Welche Motive für Merck auch immer Ausschlag gebend gewesen sein mögen, das Unternehmen hat durch sein Störmanöver ordentlich Kasse gemacht. Insgesamt streicht die Gruppe aus dem Verkauf der Schering-Aktien an Bayer 3,7 Milliarden Euro ein.

Artikel vom 15.06.2006