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Airbus in schweren Turbulenzen

Auslieferung des Riesenjet A380 verzögert sich - Milliardenverluste

Toulouse/Hamburg (dpa). Airbus ist im Wettflug mit dem Erzrivalen Boeing stark ins Trudeln geraten: Nochmalige Auslieferungsverzögerung um sechs bis sieben Monate beim Riesenjet A380 und Zweifel am geplanten Langstreckenjet A350 haben Kunden in Aufruhr versetzt und die Börse schockiert.

Für den Mutterkonzern EADS wachsen sich die Probleme bei der A380-Produktion zum finanziellen Desaster aus: Angesichts angekündigter Gewinneinbußen im Milliardenbereich stürzte die EADS-Aktie gestern um ein Viertel auf gut 19 Euro. Der Börsenwert sackte in kurzer Zeit um fast sieben Milliarden Euro ab.
Sechs Monate vor der Auslieferung des ersten A380 mit 555 Sitzen an Singapore Airlines (SIA) hatte Airbus am Dienstagabend die Produktionspläne für das Großflugzeug ein zweites Mal um ein halbes Jahr verschoben. Grund: Engpässe beim Einbau der Elektrosysteme und Kabelbäume. Die erste Maschine geht wie geplant nach Singapur, aber schon auf die zweite muss SIA warten. 2007 sollen statt 20 bis 25 Maschinen maximal neun abgeliefert werden. 2008 dürften es statt 35 nur 26 bis 30 sein, im Folgejahr statt 45 nur 40 Maschinen. Die betroffenen Fluggesellschaften haben das Recht auf Entschädigungen. Ob Verträge storniert werden, ist noch unklar.
Doch wird es schwerer, neue Kunden zu gewinnen. Bisher sind 159 A380-Jets fest geordert. Die Produktionsprobleme beim A380 werden bei EADS nach eigenen Angaben den Ertrag vor Zinsen und Steuern in den kommenden vier Jahren um insgesamt zwei Milliarden Euro drücken. Experten machten Mangel an Ingenieuren und Kapazitäten bei Airbus für die Engpässe verantwortlich.

Artikel vom 15.06.2006