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Kein Grund für Panikverkäufe

Zinsängste: Aktienkurse auf Talfahrt

Von Edgar Fels
Paderborn/Bielefeld (WB). Wer gemeint hatte, die bislang gute Stimmung im Land hinsichtlich der Fußball-Weltmeisterschaft würde sich auch auf die Börse übertragen, sieht sich bitter enttäuscht. Die Kurse an den Aktienmärkten nicht nur in Deutschland sind auf Talfahrt.

So stürzte der Deutsche Aktienindex (Dax) innerhalb von nur vier Wochen um 14 Prozent. 110 Milliarden Euro lösten sich quasi in Luft auf. Während der Index am 9. Mai noch bei 6140 Punkten lag, zählt er gestern gerade einmal 5300 Punkte und ist damit auf das Niveau von Anfang dieses Jahres zurückgefallen. Auch in anderen Ländern Europas sowie in den USA und in Asien schlittern die Börsen in die Baisse.
Ursache der Talfahrt sei ein abgeschwächtes Wirtschaftswachstum und die Sorge vor weiteren Zinsanhebungen insbesondere in den USA, erläuterte Christoph Kaleschke, Sprecher der Sparkasse Bielefeld gestern die Entwicklung. »Daher herrscht große Nervosität an den Märkten.« Karsten Pohl, Leiter der Privatkunden-Betreuung der Volksbank Paderborn-Höxter ist aber überzeugt: »Das Schlimmste haben wir überstanden.« Ein Absacken der Kurse auf 5100 Punkte hält er zwar für nicht ausgeschlossen, betont aber: »Zu Panikverkäufen besteht kein Anlass.«
Dies sieht auch die Sparkasse Bielefeld so. Die »technischen Reaktionen« spielten sich völlig losgelöst von Fundamentaldaten wie Unternehmens- und Gewinnentwicklungen der Firmen, Aktienbewertung oder volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab, sagte Kaleschke. »Die Kurse der deutschen Aktien sind durch gute Unternehmensgewinne und eine solide Wirtschaftsentwicklung unterfüttert.« Langfristig orientierte Anleger sollten sich nicht von der Nervosität an den Märkten anstecken lassen und nicht verkaufen, sondern im Gegenteil die günstigen Kurse nutzen, um einzelne Positionen im eigenen Portfolio zu stärken.
Tendenziell sei zu beobachten, dass die Kursschwankungen an den Aktienmärkten immer größer würden, sagte Kaleschke. Dies werde noch durch technische Reaktionen institutioneller Anleger verstärkt, die bei fallenden Kursen durch Sicherungsgeschäfte zusätzlich Aktien verkaufen und dadurch den Angebotsdruck verstärken. Dies gelte auch international, insbesondere für die USA.

Artikel vom 15.06.2006