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Steuerfahnder in
»Stute«-Werken

Streit um Höhe der Erbschaftssteuer

Von Rüdiger Kache
Paderborn (WB). Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in Millionenhöhe haben Staatsanwaltschaft Paderborn und Steuerfahndung am Dienstag mit 50 Beamten die Geschäftsräume des Nahrungsmittelkonzerns Stute durchsucht und einen Lastwagen voll Aktenmaterial sicher gestellt.

Wie Oberstaatsanwalt Hans-Peter Dietzmann am Mittwoch mitteilte, hätten sich die Ermittlungen auch auf Privaträume der drei Brüder Ewald (45), Christian (43) und Andreas (43) Stute konzentriert. Insgesamt sollen zehn Mitarbeiter des Unternehmens betroffen sein.
Die Söhne des Firmengründers Ewald Stute hatten nach dessen Tod im Oktober 2000 den international aufgestellten und weit verzweigten Konzern geerbt. Um die dabei fällige Erbschaftssteuer »klein zu rechnen«, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft, sei möglicherweise bei der Berechnung des Firmenvermögens und des Ertrages manipuliert worden. Die Steuerfahndung geht nach internen Berechnungen von zehn bis 15 Millionen Euro Schaden zu Lasten des Fiskus' aus.
In einer Erklärung weist die Stute-Geschäftsführung alle Vorwürfe als »völlig haltlos« zurück. Seit längerem gebe es zwar eine steuerliche Auseinandersetzung mit den Finanzbehörden. Um zur Aufklärung beizutragen, habe die Geschäftsführung der Gruppe sämtliche gewünschten Unterlagen »bereitwillig zur Verfügung gestellt und geht davon aus, dass alle offenen Fragen kurzfristig geklärt werden können.«
Mit der Produktion und Abfüllung von einer Milliarde Litern dürfte Stute der größte Durstlöscher in der EU sein. Unter insgesamt 50 verschiedenen Handelsmarken und Herstellernachweisen sind die Produkte aus Paderborn vorzugsweise bei Discountern im Regal zu finden - nur nicht unter dem Namen Stute. Neben Getränken sind Stutes wichtigste Produkte die Obst- und Gemüsekonserven (40 000 Tonnen) und die Brotaufstriche: 70 Millionen Kilogramm Konfitüre, Nuss-Nougat-Creme und Honig verlassen pro Jahr die Werke. Das entspricht einer Produktion von 950 000 Gläsern pro Tag.

Artikel vom 15.06.2006