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Stadt behält ihre
Anteile an E.ON

Entscheidung fällt in der Ratssitzung

Herford (ram). Knapp 124 Millionen Euro hätte die Stadt Herford erhalten, wenn sie ihre Anteile in Höhe von 10,6 Prozent an der E.ON-Tochter Westfalen-Weser veräußert hätte. Allein diese Summe verdeutlicht die schwerwiegende Entscheidung, die die Mitglieder des Herforder Rates jetzt zu fällen haben. Die großen Ratsparteien CDU und SPD sind übereingekommen, die Anteile zu behalten. Ein entsprechender Beschluss soll in der Ratssitzung am Montag, 19. Juni, gefasst werden. Die Option für den Verkauf endet am 30. Juni.

In den vergangenen Jahren hat die Stadt Herford für ihre E.ON-Anteile eine Garantiedividende erhalten, die für das Jahr 2005 immerhin 7,4 Mio. Euro betrug. »Wir erhoffen uns für das kommende Jahr etwa 5,5 Mio. Euro«, erklärte gestern Bürgermeister Bruno Wollbrink. Doch das muss nicht so sein. Die künftige Entwicklung des Stromriesen ist mit einigen Fragezeichen behaftet und somit geht die Stadt auch ein Risiko ein. »Wir wissen, dass unsere Anteile zu einem späteren Zeitpunkt viel weniger wert sein können. Doch wir gehen davon aus, dass E.ON auf seinen wirtschaftlichen Erfolg achten wird. Auch können wir gemeinsam mit anderen Kommunen in der Hauptversammlung der Anteilseigner Einfluss nehmen«, begründete der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Rußkamp die Entscheidung seiner Partei. Für diese Einflussnahme benötigt die Stadt allerdings mehr als 15 Prozent. Herford besitzt 10,6 Prozent, gemeinsamen mit weiteren Anteilseignern aus dem Kreis Herford komme man auf 13,94 Prozent. »Es gab im Vorfeld auch Gespräche mit der Stadt Paderborn, ebenfalls Anteilseigner, so dass die 15-Prozentmarke bequem erreicht wird.« Somit können die Kommunen Einfluss nehmen, wenn es zu Änderungen der strategischen Ziele kommt. »E.ON sowie Interargem, Teleos und Archimedes, an denen E.ON auch beteiligt ist, sichern etwa 600 Arbeitsplätze in Herford. Wenn wir unsere Anteile veräußert hätte, wäre vielleicht auch das Interesse von E.ON am Standort gesunken. Außerdem erreicht E.ON mit zehn Prozent eine erhebliche Ausbildungsquote. Diese Überlegungen mussten in unsere Entscheidung mit einfließen«, sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Christa Jahnke-Horstmann.
Und weiter: »Wenn wir unsere Anteile verkauft und die 124 Mio. Euro auf dem Kapitalmarkt angelegt hätten, dann hätten wir einen Zinssatz von acht Prozent erreichen müssen, um einen vergleichbaren Erlös wie aus der Dividendenzahlung zu erzielen.« Alle, die ihre Anteile verkauft haben, stünden heute erneut mit Schulden da, ergänzte Rußkamp.

Artikel vom 15.06.2006