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Leckeres zum Frühstück

Gruppe A: Ecuadors Torhunger - 3:0 gegen Costa Rica

Hamburg (dpa). Nach dem 3:0 über Costa Rica haben die Kicker aus dem Hochland der Anden das Tiefstapeln aufgegeben. Vor dem entscheidenden Spiel um den Gruppensieg gegen Deutschland schlagen die Ecuadorianer forsche Töne an. »Wir wollen weiter Geschichte schreiben«, verkündete Trainer Luis Suárez.

Stolz und glücklich nach dem ersten Einzug seines Landes ins WM-Achtelfinale sagte er: »Mein Traum ist es, ins Finale zu kommen - und dann zu gewinnen. Nichts ist unmöglich.« In Quito, Guayaquil und Esmeraldas tanzten die Fans der »Tri« zu Salsa-Rhythmen bis spät in die Nacht.
»Welch ein leckeres Frühstück«, schrieb Ecuadors Boulevard-Blatt »Extra« zu der Fernsehübertragung am Vormittag. »Die Torschützen Tenorio und ÝTinÜ Delgado besorgten die Eier, Kaviedes den Kaffee und Trainer Suárez die Milch.« Die Zeitung »El Comercio« beließ es bei einem bescheidenen: »Tausend Dank, Tri.«
Staatspräsident Alfrede Palacio würdigte die neuen Botschafter des Bananenexport-Weltmeisters pathetisch: »Im Namen unseres Landes, wir sind vereint und stolz und willens, ihrem Beispiel zu folgen. Es ist eine enorme Anstrengung, die uns eint.«
Trainer Suárez, ein Kolumbianer, nahm den Ball des Präsidenten auf und betrieb Werbung für den Andenstaat: »Unsere Erfolge sind gut für das Land. Am Dienstag haben wir gegen Deutschland die nächste Chance, uns in der ganzen Welt bekannt zu machen.«
Für den unter schweren wirtschaftlichen Problemen leidenden Staat ist der größte Erfolg in der Geschichte des vor WM-Beginn vom Menschenhandelskandal erschütterten Fußballverbandes eine Befreiung. Suárez: »Die großen Fußballnationen, die man aus Südamerika kennt, sind Brasilien und Argentinien. Jetzt hat Ecuador die Chance, diesem vornehmen Klub anzugehören.«
Für ihn und seine Schützlinge ist der Erfolg zugleich eine Genugtuung für viele Schmähungen. Selbst Experten führten die zweite WM-Qualifikation nacheinander ausschließlich auf den Höhenvorteil Ecuadors zurück, das seine Heimspiele in der 2850 Meter hoch gelegenen Hauptstadt Quito austrug und dabei auch Rekordweltmeister Brasilien und Argentinien schlug. Auswärts dagegen glückte nur in dem noch rund 1100 Meter höher gelegenen La Paz gegen Bolivien ein Sieg. »Wir haben gezeigt, dass wir in jeder Höhe bestehen können«, konterte Delgado alle Besserwisser und Spötter.
Ecuador: Mora - De la Cruz, Hurtado, Espinoza (69. Guagua), Reasco - Valencia (73. Urrutia), Castillo, Edwin Tenorio, Mendéz - Carlos Tenorio (46. Kaviedes), Delgado
Costa Rica: Porras - Sequeira, Marín, Umaña - Wallace, Solís, Fonseca (29. Saborio), González (56. Hernández) - Centeno (84. Bernard), Gómez - Wanchope Schiedsrichter: Codjia (Benin)
Zuschauer: 50 000
Tore: 1:0 Tenorio (8.), 2:0 Delgado (54.), 3:0 Kaviedes (90.+2)

Artikel vom 17.06.2006