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Brasiliens 1:0 gegen Kroatien
Kaká hat das
Ventil geöffnet

Von Dirk Schuster






Große Erwartungen, kleine Enttäuschung: Brasiliens Turniereinstand entsprach nicht den Vorstellungen von Fans und Medien. Gut, die Mannschaft hat gewonnen. Verzückt hat sie niemanden. Doch gemach. Der Druck auf die Spieler war groß. Global betrachtet, sogar größer als der, der auf den Deutschen lastet. Wozu Staatspräsident Lula mit seiner unverblümten Forderung nach der »Hexa«, dem sechsten Titelgewinn, einen erheblichen Beitrag leistete. Doch zum Glück hat ja Kaká das Ventil gefunden. Mit seinem Tor hat er es geöffnet.
Die drei Einstandspunkte könnten Wunder wirken und Australien zum ersten Opfer brasilianischer Fußballlust werden lassen. Gegen Kroatien war den Südamerikanern das Siegen heilig. Jetzt wird es ihnen das Spielen sein. Sambazamba! Doch Vorsicht: Nicht einmal Fußball-Spielzeuge made in Brazil funktionieren immer fehlerfrei. Das offenbarten die Kroaten. Womit wir wieder beim Druck wären. Immer, wenn der defensive Außenseiter seine taktischen Fesseln etwas lockerte und Brasiliens Abwehr einem Belastungstest unterzog, traten feine Bruchstellen zutage.
Und dennoch: Brasilien ist und bleibt der Titelfavorit. Auch deshalb, weil neben allem Talent auch der Teamgeist stimmt. Und das ist in einem solchen Sammelsurium von Superstars gar nicht so selbstverständlich. Dass die Brasilianer in ihren grünen FIFA-Leibchen wie die Grashüpfer von der Reservebank abhoben, als Kakás Schuss im Tor landete, beeindruckte. Es macht den Favoriten noch gefährlicher.

Artikel vom 15.06.2006