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Fußballskandal macht
weiter Schlagzeilen

Italiens 2:0 verdrängt die Probleme nur kurz

Rom (dpa). Trotz der WM-Euphorie über den 2:0-Sieg der Squadra Azzurra gegen Ghana macht der italienische Fußballskandal weiter Schlagzeilen.

Nach den Spitzenclubs Juventus Turin, AC Mailand, AC Florenz und Lazio Rom nimmt die Staatsanwaltschaft in Neapel nun auch Sampdoria Genua und Clubchef Riccardo Garrone ins Visier. Jetzt ermitteln die staatlichen Behörden gegen 37 Verdächtige - vor allem wegen Sportbetrugs.
»Der Skandal wird nur ein bisschen vergessen«, meinten die Kommentatoren mit Blick auf den WM-Freudentaumel. Auch einer der Richter, Cesare Martellino, Präsident des Appellationskommission des Fußballverbandes (FIGC), sei ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. »Jetzt hat der Skandal die Spitze der Sportgerichtsbarkeit erreicht«, meinte die Zeitung »Corriere della Sera«.
Der Chef-Ermittler des Fußballverbandes, Francesco Saverio Borelli, habe seine Verhöre unterdessen abgeschlossen, hieß es weiter. Der ehemalige Geschäftsführer von Juventus Turin, Antonio Giraudo, habe ausgesagt, er sei nur mit administrativen Aufgaben beschäftigt gewesen. Giraudo gilt als enger Vertrauter des ehemaligen Juventus-Managers Luciano Moggi, der einer der Hauptverdächtigen ist.
Wie Zeugen weiter berichteten, sollen im »System Moggi« für besondere Verdienste mitunter auch Autos verschenkt worden sein. Nach den mutmaßlichen Spielmanipulationen in den vergangenen Jahren in der Serie A droht Rekordmeister Juventus Turin der Zwangsabstieg aus der obersten italienischen Spielklasse.
Der für die WM zurückgezogene italienische Starschiedsrichter Massimo De Sanctis gilt als Komplize Luciano Moggis.
»Ich habe alles geklärt und auf dem Platz immer meine Pflicht getan«, sagte De Sanctis nach einem fünfstündigen Verhör durch Francesco Saverio Borelli. Auf Grund der immer deutlicher werdenden Manipulationen von Moggi zeichnet sich der Zwangsabstieg des Rekordmeisters klar ab.
Der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi wies derweil alle Manipulationsvorwürfe gegen seinen Klub AC Mailand zurück und forderte erneut, dass Juventus die letzten beiden Meistertitel aberkannt und Milan zugesprochen werden müssten: »Wenn der Erste betrügt, gewinnt der Zweite«, sagte Berlusconi.

Artikel vom 14.06.2006