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Federer sieht wieder Grün

Titelverteidiger könnte in Halle Björn Borgs Rasenrekord einstellen

Von Hans Peter Tipp
Halle (WB). Der Rasenmeister ist zurück im grünen Bereich. Für Titelverteidiger Roger Federer stehen nach dem 7:6 (4), 6:2-Sieg im ersten Spiel bei den 14. Gerry Weber Open alle Signale auf grün.

An diesem Donnerstag trifft der Halle-Champion der vergangenen drei Jahre im Achtelfinale auf den Franzosen Richard Gasquet und kann wieder einen Sieg näher an den legendären Rasenrekord des Schweden Björn Borg herankommen. Er hatte von 1976 bis 1981 auf dem Tennis-Grün 41 Erfolge nacheinander erspielt. Seit Mittwoch fehlen Federer nur vier Erfolge, um den Schweden einzuholen.
Läuft alles wie erwartet, würde er noch in Ostwestfalen mit seinem vierten Turniersieg zum Schweden aufschließen. Rekord oder nicht - das ist dem Schweizer jedoch relativ schnuppe: »Ich brauche Titel und keine Serien«, sagte Mittwoch der beste Tennisspieler der Welt, der am Wochenende in Paris noch »rot« gesehen hatte.
Da hatte er nach Siegen in Wimbledon, New York und Melbourne seine historische Chance auf den »unechten« Grand Slam verpasst. Mittwoch gegen den letztendlich chancenlosen Qualifikanten Rohan Bopanna (Indien) lief fast alles nach Plan.
Zwar entpuppte sich die Nummer 267 der Rangliste vor etwa 10 000 Zuschauern im gut gefüllten Stadionrund einen Satz lang als ebenso harter wie hartnäckiger Aufschläger. Da drosch er mit bis zu 221 Kilometern die Bälle über das Netz, so dass Federer zwar nicht das Hören, aber manchmal das Sehen verging.
Hin und wieder beschlichen ihn sogar komische Gedanken. »Als Profi ist man Realist und denkt auch an den schlechtesten Fall«, meinte Federer, der das Service des Inders einen Satz lang nicht knacken konnte. Erst ein Doppelfehler im Tiebreak bedeutete das Aus aller Hoffnungen für den Außenseiter, der das Treffen mit dem Weltranglistenersten als »Spiel seines Lebens« bezeichnet hatte: »Ich weiß nicht, wie oft ich noch gegen Roger antreten werde.«
Federer fand, er habe »ordentlich« gespielt: »Ich bin nach dem ersten Spiel zufrieden. Glücklicherweise habe ich es gewonnen.« So knapp wie vor einem Jahr, als er gegen Robin Söderling fast ausgeschieden wäre, war es Mittwoch in den 71 Spielminuten aber nicht. Das könnte aber schon heute im Achtelfinale anders aussehen. Der Franzose Richard Gasquet hat 2005 in Nottingham bereits ein Rasenturnier gewonnen und stand in Queens im Viertelfinale. Er kennt sich also gut aus im Reich des Schweizer Rasenkönigs.

Artikel vom 15.06.2006