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Krstajic glaubt ans Team

Gruppe C: Serbien-Montenegro steht unter Druck

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Als Mladen Krstajic (32) zum letzten Mal in Gelsenkirchen auf dem Platz stand, musste er ihn vorzeitig räumen. Beim 0:0 der Schalker am 20. April im ersten UEFA-Cup-Halbfinale gegen den FC Sevilla sah er rot.

Am Freitag kehrt der Abwehrspieler mit Serbien-Montenegro nach Gelsenkirchen zurück. Und wieder droht ein vorzeitiges Aus, denn wenn sie auch gegen Argentinien verlieren. »Das wird eine verdammt schwere Aufgabe«, sagt Krstajic, der sich mit seinen Kollegen aber schon seit der Auslosung darauf einstellen musste: »Wir haben leider die schwerste Gruppe erwischt.« Argentinien, Niederlande, dazu die Elfenbeinküste, da wäre selbst Tabellenplatz 4 keine Schande. Krstajic: »Einer muss ja Letzter werden. Ich hoffe aber nicht, dass wir das sind.«
Selbstzweifel haben diesen kantigen Abwehrspezialisten noch nie geplagt. Krstajic weiß, was er kann. Der Schalker war entscheidend dafür zuständig, dass Serbien-Montenegro so sauber durch die Qualifikation kam. Denn das Torverhältnis ist beeindruckend: 16:1. Das sagt alles über die starke Deckung, in der Krstajic eine Hauptrolle spielt. »Mladen ist ein Vollprofi. Ich nenne ihn meinen kleinen Banditen«, hat Rudi Assauer über ihn gesagt. Der Schalker Ex-Manager holte Krstajic 2004 von der Weser ins Revier.
Da feierte Krstajic zwar gerade mit Werder Bremen den Meistertitel, aber das war für ihn kein Grund zur Vertragsverlängerung. Das Geständnis eines Fußballegionärs: »Ich spiele da, wo es das meiste Geld gibt.« Endlich mal kein Gerede von angeblich neuen Herausforderungen, endlich mal die Wahrheit: Auf Schalke kassiert er mehr Kohle. Basta. Nur darum wechselte Krstajic sein Hemd. Aus Grün wurde Königsblau.
Jetzt trägt er weiß - die Trikotfarbe von Serbien-Montenegro. Eine weiße Weste haben sie nach dem Auftakt allerdings nicht mehr, weitere Flecken sind unbedingt zu vermeiden. »Argentinien zählt zu den Favoriten, aber das schreckt mich nicht«, behauptet Krstajic. Nein, Angst hat er auf dem Platz noch nie gehabt. Im Gegenteil: Es gibt eine Reihe von Stürmern, die fürchten sich vor seinen Abwehrattacken.
Wie immer diese WM auch ausgeht, Krstajic kehrt nach Deutschland zurück und wird weiter für Schalke 04 verteidigen. In der Nationalelf will er bis zur EM 2008 am Ball bleiben.
Rücktrittsabsichten haben sie ihm ausgeredet. Serbien und Montenegro gehen nach der Volksabstimmung allerdings getrennte Wege. Für wen spielt dann Krstajic? Er hat fast die ganze Balkan-Palette zu bieten: »Ich bin Montenegriner serbischer Herkunft, und geboren wurde ich in Bosnien.« Spielen wird er demnächst nur noch für Montenegro.

Artikel vom 15.06.2006