14.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Gemeindehaus Neustadt Marien soll zumindest teilweise vermietet werden.Foto: Carsten Borgmeier

Konzentration auf ein Gemeindehaus

Anlaufstelle Altstädter Kirchplatz - Finanzkrise beim Kirchenkreis

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Kirchensteuern sind weiter rückläufig, weil die Zahl der Gemeindeglieder im Kirchenkreis Bielefeld von 190 000 (1992) auf 113 000 zurückgegangen ist, Verwaltungsleiter Klaus-Peter Johner fürchtet, dass das strukturelle Defizit 2008 drei Millionen Euro betragen wird.

Die Zahl der Kirchengemeinden ist von 38 auf 30 geschrumpft, Immobilien müssen verkauft werden. Trotzdem herrscht Aufbruchstimmung vor der Kreissynode am Samstag, 17. Juni. Superintendentin Regine Burg ist überzeugt: »Die Menschen sehnen sich nach geistigen Angeboten.« Man habe erkannt: »Unsere Sprache muss eine andere werden.«
Und: »Die Gottesdienstzeiten müssen verändert werden - sonntags statt um 10 könnten sie um 11 Uhr oder sogar abends um 18 Uhr beginnen.« Das käme den Menschen mehr entgegen. Regine Burg fordert: »Wir dürfen uns von den negativen Zahlen nicht lähmen lassen.« Der »Mantel, der viel zu weit geschneidert war« müsse enger gezurrt werden. Um dieses Ziel zu erreichen habe man bereits die Weichen gestellt. So ist Johner überzeugt, dass der Verkauf der Paul-Gerhardt-Kirche »Ende des Jahres für beide Seiten zu einem positiven Abschluss geführt sein wird«. Das Gemeindehaus soll für die Gruppenarbeit hergerichtet werden. Gleichzeitig soll - zumindest ein Teil - des Gemeindehauses von Neustadt Marien am Papenmarkt vermietet werden.
Die Reformierte Gemeinde ersetzt ihr Gemeindehaus durch Altenwohnungen, die Süsterkirche soll für zusätzliche Veranstaltungen genutzt werden können. Untersucht wird, ob ein gemeinsames Büro aller Innenstadtgemeinden - Neustadt, Altstadt, Reformiert - im Nicolaihaus am Altstädter Kirchplatz eingerichtet werden kann. Dort sollen zugleich auch eine Informationsbörse der Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises, des Ev. Gemeindedienstes, ein Eine-Welt-Laden und eine Wiedereintrittsstelle, für Menschen, die überlegen, sich der Kirche erneut anzuschließen, angesiedelt werden.
Superintendentin Burg war stets eine Befürworterin des so genannten Drei-Kirchen-Modells für die Innenstadt mit dem Ziel, mehr Effektivität zu erreichen. Trotz aller finanzieller Probleme - bei der Landessynode im Herbst will man den Antrag stellen, das Verteilsystem der Kirchensteuern zu Gunsten der Kirchenkreise zu verändern - wehrt sich Regine Burg dagegen, bei den gemeindeübergreifenden Diensten zu sparen.

Artikel vom 14.06.2006