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Geschäft mit barer Münze
Wie eine Firma das Geld aus den Spendendosen sortiert und umtauscht
Sicher habt ihr auch schon mal Geld aus dem Ausland in eine deutsche Spendenbüchse gesteckt. Was damit passiert? Lest mal selbst.
Hier scheppert's so richtig: Euro, Cent, die alte D-Mark, aber auch Dollar, Yen, iranischer Rial oder kubanischer Peso. Manchmal fordern Hilfswerke gezielt dazu auf, die Reste aus dem Urlaub für die gute Sache zu spenden. Tonnenweise landet das Kleingeld beim Unternehmen Coin Co in Geilenkirchen in Nordrhein-Westfalen.
Diese Spezialfirma ist der größte Münzsortierer, -zähler und -tauscher in Deutschland - sagt sie. Fast alle großen deutschen Hilfswerke lassen ihr Kleingeld dort kistenweise zu benutzbarem Geld verarbeiten.
»Bei uns werden pro Monat drei Tonnen gezählt«, sagt Geschäftsführer Marinus Lass. Über den Gegenwert in Euro und Cent schweigt er, ebenso über Umsätze. Das Geschäft mit Hilfswerken und Spenden ist sensibel. Würden sich die Organisationen aber selbst an die Arbeit machen und die Münzen tauschen wollen, bliebe nach seiner Einschätzung nicht mehr viel übrig von dem Geld. Gebühren und Transportkosten würden 90 Prozent auffressen.
Landeszentralbanken, das Rote Kreuz und Caritasverbände gehören zu den Kunden. Anders als die Hilfsorganisationen kann Coin Co beim Tauschgeschäft auf Masse setzen. »Es ist wirtschaftlicher, 20 bis 30 Tonnen zu sammeln. Das senkt die Transportkosten«, sagt Lass. Für die Kunden werden die ausländischen Sorten zwar direkt umgerechnet und bezahlt. Bis zum tatsächlichen Umtausch im jeweiligen Land kann es bei seltenen Münzen aber schon mal ein paar Jahre dauern, bis sich der Versand lohnt und das Geld tatsächlich über die Theke geht. 181, auch alte Sorten tauscht das Unternehmen, selbst so kritische Währungen wie den Tunesischen Dinar, der offiziell nicht exportiert werden darf. Die Lösung des Problems ist Betriebsgeheimnis.
Die Arbeit in der Firmenhalle ist überwiegend Handarbeit. Vanessa Weckauf beispielsweise geht mit ihrem kleinen Plastikeimer zu einer Kiste voller Münzen und schippt sie mit einer kleinen Handschaufel halb voll und kippt den Inhalt auf ihren Sortier-Tisch. Über 100 kleine Boxen mit Währungsaufschriften stehen an ihrem Arbeitsplatz. Im Sekundentakt wirft sie die Münzen zielsicher hinein. Zwei Jahre macht sie diese Arbeit. »Die meisten Münzen kennt man. Aber die Münzen von Iran und Irak sind schwer zu unterscheiden«, sagt die junge Frau. In Fällen wie diesem schaut sie in ein Handbuch.

Artikel vom 24.06.2006