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Wie jeden Tag sitzen die Geschwister am Esstisch und machen Hausaufgaben. Sie haben freien Blick auf das Nachbarhaus, in dem Frau Wurst gerade die Fenster putzt.
»Kriege ich etwas von Deiner Schokolade?«, fragt Sina und starrt auf die angebrochene Haselnusstafel, die offen auf dem Tisch liegt.
»Nö!«, sagt Niklas, bricht sich ein Stück ab und schiebt es in den Mund.
Sina guckt wütend. Einige Zeit später sagt sie: »Wetten, dass Du dich nicht traust, der ollen Frau Wurst die Zunge heraus zu strecken!
»Jawohle!«, erwidert Niklas.
»Das glaube ich nicht! Dazu bist Du viel zu feige!«, sagt Sina und grinst frech. Das lässt Niklas nicht auf sich sitzen. Gerade als Frau Wurst zu den Kindern herüber schaut, streckt er seine Zunge aus dem Mund, so weit er kann.
Kurz darauf klingelt das Telefon. Dann kommt die Mutter ins Esszimmer und meckert mit Niklas, weil Frau Wurst sich gerade über ihren ungezogenen Lauselümmel beschwert hat.
»Du gehst dich jetzt auf der Stelle entschuldigen!«, sagt sie. Sina kichert.
Als Niklas zurückkommt und sich an den Esstisch setzt, ist seine Schokolade bis auf ein kleines Stück verschwunden. Niklas könnte explodieren, so wütend ist er. Aber Schreien hilft bei Sina nicht, das weiß er. Er muss schlauer sein. Also geht er aus dem Esszimmer und kommt nach einiger Zeit zurück. In der Hand hält er einen Batzen Kaugummis, den er aus Sinas geheimer Schatztruhe gemopst hat. Er schaut ihr tief in die Augen. Dann stopft er sich die ganze Ladung Kaugummis in den Mund.
Sina wirft vor Wut Niklas« Stifte auf den Boden und Niklas schnappt sich Sinas Lesebuch, setzt sich darauf und macht Pupsgeräusche. Sina kreischt Ohren betäubend und springt auf, um sich ihr Buch zurück zu erobern. Auch Niklas springt auf, hält das Buch ganz hoch über seinen Kopf und flitzt um den Tisch herum. Gefolgt von Sina.
Immer und immer wieder rennen sie um den Tisch. Und immer schneller, bis Niklas und Sina in Gelächter ausbrechen. Das Buch ist ihnen mittlerweile egal. Es ist so witzig um diesen Tisch zu flitzen und jemanden zu jagen. Sie laufen mit Grimassen und Fratzen und machen tierische Geräusche, bis sie vor lauter Lachen auf den Boden purzeln und unter den Tisch rollen. Sie lachen, ihre Bäuche wackeln dabei wie Wackelpudding.
Und dann fällt es Niklas wieder ein. Die Sache, warum man eine Schwester braucht. Eine Schwester braucht man nämlich unbedingt zum albern sein, zum Spaß haben und zum Lachen. Und manchmal braucht man sie eben auch zum Ärgern.
Niklas lacht immer noch, als er Frau Wurst einen Zettel in den Briefkasten wirft. Den hat er mit Sinas Namen unterschrieben.
Niklas kann gar nicht mehr aufhören zu lachen, denn auf dem Zettel steht »Frau Wurst, Sie sind eine gemeine Petze!«
Artikel vom 24.06.2006