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Aus Frust Kind
totgeschlagen

17-Jähriger zehn Jahre ins Gefängnis

Berlin (dpa). Der Mord »aus Frust« im noblen Berliner Stadtteil Zehlendorf hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Neun Monate nach dem schrecklichen Geschehen hat das Berliner Landgericht den jugendlichen Mörder des siebenjährigen Christian gestern zu zehn Jahren Jugendhaft verurteilt.

Die Richter verhängten damit das höchstmögliche Strafmaß, sagte ein Justizsprecher. Die Jugendstrafkammer ging davon aus, dass der heute 17-jährige Täter den kleinen Christian heimtückisch und aus Mordlust umgebracht hat. Zu Prozessbeginn hatte der Jugendliche zugegeben, den Nachbarsjungen mit einem Ast und durch Tritte zu Tode misshandelt zu haben. Er habe unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge hatte der Verurteilte den kleinen Christian am 27. August 2005 von einem Spielplatz in ein Waldgrundstück nahe der elterlichen Wohnung gelockt. Dort prügelte der mehrfach vorbestrafte Sohn eines US-Amerikaners und einer Deutschen, der bei seinen Großeltern aufwuchs, mit einem Ast auf den Kopf des Jungen ein und quälte das Kind mit Tritten. Als Motiv nannte er »persönlichen Frust«.
Eine vom Gericht festgestellte verminderte Schuldfähigkeit unter anderem wegen einer Persönlichkeitsstörung und Alkoholkonsums habe sich nicht strafmindernd ausgewirkt, bemängelte Verteidiger Matthias Zieger. Bei guter Führung könne die Strafe frühestens nach einem Drittel zur Bewährung ausgesetzt werden. Damit rechne er aber nicht. Der Verteidiger lobte das Verfahren als »gründlich und fair«.
Der Vater hatte seinen toten Sohn selbst gefunden. Eine Freundin des Ermordeten zeigte ihm den Weg zu einem Versteck der beiden. Dort fand der Vater den Jungen nackt unter einer Abdeckplane. Drei Tage später wurde der Täter festgenommen. Am Tatort fanden sich Spuren seiner DNA. Der Verurteilte war der Polizei schon lange vor dem Mord als Gewalttäter bekannt. Er war nur auf freiem Fuß, weil ein Richter seinen Haftbefehl ausgesetzt hatte. Den hatte er erhalten, weil er mit einem Freund einen Bundeswehrsoldaten krankenhausreif geprügelt hatte.

Artikel vom 14.06.2006