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Leben von Kindern menschlicher machen

Studentinnen engagieren sich für »Terre des hommes«

Von Christina Ritzau
Bielefeld (WB). Ein paar Flyer waren es, die im letzten Jahr die Aufmerksamkeit von Mareike Brexeler und Esther Kaiser auf die Organisation »Terre des hommes« (TDH) zogen. Seitdem engagieren sich die Bielefelder Studentinnen für Kinderrechte in Ländern der Dritten Welt.

Im vergangenen Herbst haben die beiden an zwei Wochenenden an einer »Multiplikatorenschulung« in Bonn teilgenommen. Seitdem sind sie in Nordrhein-Westfalen für die Information von Schulklassen zuständig. »Die Zusammenarbeit mit den Schulklassen lief besser als erwartet«, freut sich Mareike Brexeler. Die acht- bis 16-jährigen Kinder und Jugendlichen wären äußerst solidarisch und würden ein enormes Interesse an der Arbeit von TDH und an der Situation gleichaltriger Kinder in Ländern der Dritten Welt aufbringen. »Einige Kinder verkaufen ihre Stofftiere, andere mähen Rasen oder veranstalten Sponsorenläufe, um Geld zu sammeln und an die Organisation zu spenden«, erzählt Esther Kaiser. So entwickeln die Schüler, die die beiden Studentinnen besuchen, die kreativsten Ideen, um anderen zu helfen.
Helfen möchten auch Mareike Brexeler und Esther Kaiser mit ihrem Engagement. Um sich im Ausland ein Bild von der Situation zu machen, hat Mareike Brexeler im vergangenen Frühjahr acht Wochen in Uganda verbracht und dort ein Praktikum in einem Rehabilitationszentrum für Straßenkinder absolviert. »Ich wollte nach Uganda, weil ich noch nie in Afrika war«, so die 24-Jährige. »Es war eine harte Zeit, aber ich habe gute Erfahrungen gemacht und würde einen Auslandsaufenthalt auf jeden Fall weiterempfehlen.«
Während der Zeit in Uganda lebte Mareike Brexeler bei einer einheimischen Familie und arbeitete mit sechs- bis 17-jährigen Kindern und Jugendlichen, die weder lesen noch schreiben konnten. »Meine Aufgabe war es, diese Menschen zu alphabetisieren«, erklärt sie. In Uganda ist die Grundschule, die dort bis zur sechsten Klasse dauert, zwar kostenlos, aber das Lehrmaterial, Schuluniformen und Ähnliches müssen selbst finanziert werden. Für die Straßenkinder, deren Familien sehr arm sind, ist das schlicht nicht zu bezahlen.
Durch Kinderarbeit tragen schon die Jüngsten oftmals zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei. Ziel der Projekte von TDH, die sich mit diesem Thema befassen, ist es also nicht, die Kinderarbeit ganz abzuschaffen, wie es zweifellos jeder Mitteleuropäer für richtig hielte. Ziel ist vielmehr, sie menschlicher zu gestalten und eine angemessene Entlohnung der Kinder zu ermöglichen.
»ÝTerre des hommesÜ setzt mit der Arbeit direkt vor Ort bei den Bedürfnissen der Menschen an«, wissen die beiden Studentinnen. »Das ist das Besondere an der Organisation«, meint Esther Kaiser. Die 23-Jährige gebürtige Frankfurterin, die im siebten Semester Pädagogik mit dem Nebenfach Soziologie studiert, möchte nach ihrem Studium eventuell im Bereich der Umweltbildung oder der entwicklungspädagogischen Bildung arbeiten. Letzteres könnte sich auch ihre aus Dortmund stammende Kommilitonin Mareike Brexeler vorstellen. Aber auch sie zieht in Erwägung, noch einmal ins Ausland zu gehen und dort direkt vor Ort zu arbeiten.
Doch erstmal engagieren Esther Kaiser und Mareike Brexeler sich in Bielefeld und Umgebung. Kürzlich stand für die beiden ein weiterer Projekttag auf dem Programm, bei dem sie das Thema Kinderarbeit gemeinsam mit ihren Schülern durch das Basteln von Bauchläden auf kreative Weise direkt in die Praxis umgesetzt haben.
www.tdh.de

Artikel vom 30.06.2006