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Vier-Tage-Woche vor dem Aus

VW-Kostenprobleme -ÊMehrarbeit ohne Lohnausgleich

Von Eva Tasche
Wolfsburg (dpa). Bei Volkswagen geht es jetzt ans Eingemachte: Erstmals erhob das Unternehmen am Montagabend in Hannover die konkrete Forderung nach Wiedereinführung der 35-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich.
Arbeitszeit im Visier: VW-Arbeitsdirektor Horst Neumann.

Angesichts massiver Kostenprobleme bei dem Autobauer soll die Vier-Tage-Woche mit 28,8 Stunden fallen und für das gleiche Geld mehr gearbeitet werden. Das dürfte wohl auch der Anfang vom Ende für den Haustarifvertrag sein, der heute noch VW-Arbeiter in den westdeutschen Werken deutlich besser stellt als ihre Kollegen anderswo. Wirklich überrascht kann eigentlich niemand gewesen sein, als VW-Arbeitsdirektor Horst Neumann jetzt beim Sondierungsgespräch mit der IG Metall die Katze aus dem Sack ließ. Mit den konkreten Einzelplänen zur Sanierung der ertragsschwachen Traditionsmarke Volkswagen hatte VW-Boss Bernd Pischetsrieder zwar monatelang hinter dem Berg gehalten. Aber er ließ nie einen Zweifel daran: Bei Europas größtem Autobauer wird der Gürtel enger geschnallt. So war längst durchgesickert, dass auch die Arbeitszeit verlängert werden soll.
»Die Grundaussage ist, niemand soll Geld in seinem Jahreseinkommen verlieren«, versprach Neumann. Aber die Beschäftigten sollen sechs Stunden mehr arbeiten für dieses Geld. Für die Gewerkschaft gehört die 1994 eingeführte Vier-Tage-Woche und die »atmende Fabrik« zu den großen Errungenschaften bei VW. Seinerzeit galt sie geradezu als revolutionär. Hat sie doch in Zeiten der Absatzkrise 1993 dafür gesorgt, 30000 Jobs zu retten. Die Arbeitszeit zu verlängern, mache deshalb auch heute keinen Sinn, argumentiert die Gewerkschaft. Es sei in manchen Bereichen nicht einmal genügend Arbeit da, damit die Beschäftigten 28,8 Stunden arbeiten könnten. IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine will das Tischtuch nicht zerschneiden und hat ein zweites Sondierungsgespräch mit VW vereinbart. Die Forderung nach Arbeitszeitverlängerung beschreibt er als illusorisch.
Neumann möchte auch das Tarifgewirr bei VW auflösen und mit der IG-Metall einen einheitlichen Haustarifvertrag aushandeln. Im Moment gebe es einen Flickenteppich von Verträgen. »Da blickt keiner mehr durch«

Artikel vom 14.06.2006