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Bandai kauft Zapf

Keine Kinder für Baby Born


Macht »Baby Born« nun vor Angst in die Windeln? Ringt sie sich eine Träne ab? Oder lacht die Puppe ob der bevorstehenden Übernahme durch Bandai ganz einfach dem Schicksal ins Gesicht?
Keine Frage: Baby Born beherrscht all diese Funktionen und benötigt dazu nicht einmal eine Batterie. Vor etwa acht Jahren rangierte es auf Platz 1 der Verkaufsliste traditioneller Spielwaren in Deutschland. Das war vor dem quengelnden Tamagotchi -Êübrigens von der japanischen Firma Bandai, die den Baby Born-Hersteller Zapf aufkaufen will - und vor den quäkenden Furbys.
Genau einen Monat ist es her, da verließ schon ein anderer Spielwaren-Zug das deutsche Schienennetz: Märklin, bei den Modellbahnen seit ewigen Zeiten Marktführer, dampft jetzt für eine britische Investment-Gesellschaft. Den Beschäftigten von Zapf und Märklin geht es vermutlich wie Baby Born: Für den Augenblick erscheint es besser, unter einem fremden Dach Êweiter zu produzieren als in die Insolvenz zu fahren.
Wieder einmal wandert eine typisch deutsche Branche ab. Zu den im internationalen Vergleich hohen Personalkosten kommen als neue Probleme die demographische und die soziale Entwicklung in Deutschland. Selbst wenn Baby Born weiter auf Platz 1 rangiert, nimmt die Zahl der Kunden ab. Und Väter, die sich ihres Arbeitsplatzes nicht sicher sind, überlegen doppelt, ob sie sich jetzt eine neue Märklin-Lok leisten. Bernhard Hertlein

Artikel vom 14.06.2006