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Suarez stellt den Champagner kalt

Gruppe A: Durch einen Sieg gegen Costa Rica wäre Ecuador schon weiter

Von Klaus Lükewille
Hamburg (WB). Hut ab. Bei der Ankunft vor zwei Wochen lüftete Trainer Luis Suarez (46) für die Fotografen seinen Panama-Hut. Nach dem ersten Auftritt von Ecuador beim 2:0 gegen Polen staunte die Konkurrenz. Also noch einmal: Hut ab.

Wenn die Südamerikaner am Freitag in Hamburg gegen Costa Rica keinen auf die Mütze bekommen, wenn sie auch das zweite Vorrundenspiel gewinnen, dann stehen sie im Achtelfinale. »Wir haben erst drei Punkte - das reicht noch nicht», warnt Suarez seine Spieler. Der Kolumbianer betreut die Auswahl seit 2004, führte sie erfolgreich durch die Qualifikation und landete hier mit dem Außenseiter sogar Siege gegen die Favoriten Brasilien und Argentinien. Sanchez sorgt dafür, dass seine Kicker, die in fast 3000 Meter Höhe leben, keinen Höhenrausch bekommen.
»Wir haben uns über das 2:0 gegen Polen gefreut, aber das ist abgehakt. Jetzt muss die ganze Konzentration Costa Rica gelten«, fordert Suarez. Er ist ein Kopfmensch, der in seiner freien Zeit dichtet und den Spielern mit diesem Text eine Steilvorlage gegeben hat: »Mit den Füßen immer auf dem Boden, mit dem Geist himmelwärts.«
Na klar, dieser Trainer will auch nach oben. Möglichst weit. Denn die WM ist für Suarez eine erstklassige Bewerbungsbühne: »Ich würde gern einmal in Europa arbeiten.« Spanien heißt sein Traumland. Aber noch steht er in Diensten von Ecuador und ist hier sehr populär: Schon vor dem Flug nach Deutschland hatte Suarez Werbeverträge in der Tasche. Die verdiente er sich durch harte und äußerst akribische Arbeit.
Diszipliniert, engagiert, motiviert, so tritt er vor seine Spieler. Die kennt er genau - wie auch die WM-Gegner. Die Polen haben das erfahren müssen, als Ecuador den Favoriten austaktierte: das Ergebnis endloser TV-Stunden. Denn Suarez hat sich 60 Auftritte der Rivalen vorspielen lassen. 5400 Fußballminuten. Dazu gab es Kaffee und zu späterer Stunde ein Glas Rotwein, seine Lieblingsgetränke. Der Champagner bleibt noch im Kühlschrank. Der wird - vielleicht - nach dem Abpfiff in Hamburg kredenzt.
Inzwischen schmeckt Suarez auch deutsches Quellwasser: Ecuador wohnt in Bad Kissingen. Aber die Gäste sind natürlich nicht zur Kur angereist, die sie auch nicht nötig haben. Schon die ersten 90 Minuten zeigten, dass sie gut erholt und bestens vorbereitet in die WM gehen. Jetzt wollen sie Costa Rica in den Schatten stellen.

So spielen sie
Ecuador: 12 Mora - 4 de la Cruz, 3 Hurtado, 17 Espinoza, 18 Reasco - 8 Mendéz, 14 Castillo, 20 Edwin Tenorio, 16 Valencia - 21 Carlos Tenorio, 11 Delgado
Costa Rica: 12 Porras - 4 Umana, 20 Sequeira, 3 Marín - 2 Drummond, 6 Fonseca (7 Bolanos), 8 Solis, 12 González - 11 Gómez, 10 Centeno - 9 Wanchope
Schiedsrichter: Codjia (Benin)
bisherige Duelle: 2 - 5 - 1

Artikel vom 15.06.2006