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Paraguay muss siegen

Gruppe B: Streit bei den Schweden ist geschlichtet

Berlin (dpa). Dem Krach folgte die Kampfansage: Nach heftigen internen Querelen haben sich die Schweden zusammengerauft, und nun wollen sie Paraguay aus dem Turnier schießen.

»Wenn diese Auseinandersetzung überhaupt etwas gebracht hat, dann hoffe ich auf einen positiven Effekt«, sagte Trainer Lars Lagerbäck zum hitzigen Streit zwischen Kapitän Olof Mellberg und Fredrik Ljungberg. Nach dem 0:0 gegen Trinidad & Tobago hatten sich beide in der Kabine wegen verschiedener Spielauffassungen in die Wolle gekriegt. Heute in Berlin, wo mehr als 30 000 schwedische Fans erwartet werden, brauchen die Skandinavier unbedingt drei Punkte, doch auch der Konkurrent aus Südamerika steht nach dem 0:1 gegen England mit dem Rücken zur Wand.
Auf Anraten einiger Mitspieler haben die Streithähne mittlerweile die Friedenspfeife geraucht. Mellberg dementierte jedoch, sich bei Ljungberg entschuldigt zu haben. »Entschuldigt, wofür?«, fragte er am Mittwoch zur Verblüffung der Journalisten. »Es gab kein Problem; wir schauen nach vorn und wollen Zweiter in der Gruppe werden«, sagte der Kapitän. Um den ersten Sieg in diesem Jahr nach vier Unentschieden und einer Niederlage einzufahren, lässt sich Lagerbäck auch taktische Veränderungen durch den Kopf gehen. »Wir müssen einfach etwas mehr Geduld haben. An einem guten Tag können wir jeden Gegner schlagen. Gegen Paraguay werden wir mehr Spielraum haben«, sagt der Trainer und hofft auf mehr Schweden-Power.
Aus der Krise herauskommen will endlich Juventus-Star Zlatan Ibrahimovic, der seit acht Monaten nicht mehr für das Drei-Kronen-Team traf. Beim 3:1 im Oktober 2005 gegen Island steuerte er zuletzt ein Tor bei. »Ich habe eine lange Saison gespielt. Die Belastung ist hoch, da ist ein Formtief normal«, sagt der 24-Jährige und hofft im 40. Länderspiel auf sein 19. Tor.
Trotz der ungünstigen Ausgangsposition haben sich die Paraguayer noch nicht aufgegeben. »Jetzt haben wir gegen Schweden ein Finale«, meinte der lange verletzte und beim 0:1 gegen England noch blasse Roque Santa Cruz. »Für uns ist alles möglich«, verbreitet er Optimismus.
Der Streit zwischen dem WM-Team aus Paraguay und den schwedischen Journalisten jedoch geht weiter. Nach einem öffentlichen Training in Oberhaching wurde skandinavischen Medienvertretern offenbar der Zutritt zur Mixed-Zone, in der Kontakt mit Spielern möglich ist, von paraguayischen Offiziellen verweigert. Nach Intervention der FIFA wurden die schwedischen Medienvertreter zum Abschlusstraining am Mitwochabend aber wieder zugelassen.
Hintergrund des Disputs ist die angeblich reißerische Boulevard-Berichterstattung. Stockholmer Blätter hatten geschrieben, nach einem Testspiel in Dänemark habe ein WM-OK-Beauftragter eine schwedische Fotografin nachts aus dem Bett geklingelt. Er soll dabei im Auftrag eines Spielers gesagt haben, dass dieser sie »sofort besser kennen lernen möchte«.

Artikel vom 15.06.2006