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Kakás Traumtor rettet Brasilien

Schwacher Top-Favorit gewinnt mit viel Mühe 1:0 gegen starke Kroaten

Berlin (dpa). Ohne Glanz und Gloria haben die hoch gelobten brasilianischen Ballzauberer ihre Feuerprobe bei der Weltmeisterschaft bestanden. Der Topfavorit und Titelverteidiger mühte sich gestern in Berlin zu einem schmeichelhaften 1:0 (1:0)-Erfolg gegen Kroatien.

Vor 72 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion war Mittelfeldspieler Kaká mit seinem Tor in der 44. Minute der Mann des Abends. Während Ronaldo bis auf einen Weitschuss in der 56. Minute eine einzige Enttäuschung war und in der 70. Minute von Pfiffen begleitet Robinho Platz machen musste, zeigten die Kroaten, warum sie kein Qualifikationsspiel verloren haben. Mit konsequenter Raumdeckung ließen sie die Supertechniker nicht zur Entfaltung kommen, und mit schnellen Kombinationen über die Flügel waren sie stets gefährlich.
Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira hatte sich vor acht Monaten auf die Start-Formation festgelegt und eisern auch an dem »übergewichtigen« Ronaldo festgehalten. Eine gewagte Maßnahme, denn der Real-Star gab im heimischen Rundfunk zu: »Für 90 Minuten fehlt mir wohl die Kraft«.
Tatsächlich bewegte sich Ronaldo wenig. Weil auch Adriano nicht seinen besten Tag erwischt hatte, fehlten der Kreativabteilung oft die Anspielstationen. So waren Gewaltschüsse von Roberto Carlos (2./15.) die besten Chancen in der Anfangsphase. Im Abwehrzentrum machten derweil die Bundesligaprofis Lucio von Rekordmeister Bayern München und der Leverkusener WM-Debütant Juan einen prima Job.
Gefährlich wurden die Kroaten immer dann, wenn sie mit Marko Babic und Dado Prso über die Flügel kamen. So auch in der 39. Minute, als Ivan Klasnic und Igor Tudor knapp an einer Srna-Flanke vorbei rutschten. Trainer Zlatko Kranjcar hatte bis auf den am Oberschenkel verletzten Stürmer Ivica Olic von ZSKA Moskau sein Topteam aufgeboten. Neben Babic und Klasnic hatte er in Josip Simunic von Hertha BSC auch den dritten Bundesligaprofi aufgestellt.
Als Kapitän Niko Kovac, der wie sein stark verteidigender Bruder Robert in Berlin geboren wurde, in der 40. Minute wegen einer Rippenverletzung ausschied, bekam der Optimismus der Kroaten einen Dämpfer. Vier Minuten später kam es noch schlimmer: Der bis dahin enttäuschende Kaká traf aus 20 Metern zur glücklichen Führung in den Winkel.
Prso (51.) und Klasnic (54.) machten gleich nach Wiederbeginn deutlich, dass die Partie noch längst nicht gelaufen war. Bei ihrem Keeper Dida, der seine erste WM-Partie von Beginn an spielte, konnten sich die Brasilianer über die gehaltene Führung bedanken. Der für Ronaldo eingewechselte Jungstar Robinho brachte zwar neuen Schwung, doch die Kroaten blieben gefährlich bis zum Schlusspfiff. Kurz vorher gab es eine Sicherheitspanne, als ein Fan in Klasnic-Trikot aufs Feld lief und Prso umarmte. Der blieb gelassen und führte den »Flitzer« vom Platz.
»Wir wussten, dass es schwer werden würde. Besonders kreativ waren wir nicht. Ich bin einfach nur froh, dass wir gewonnen haben«, sagte Matchwinner Kaká.
Brasilien: Dida - Cafú, Lucio, Juan, Roberto Carlos - Kaká, Emerson, Zé Roberto, Ronaldinho - Ronaldo (69. Robinho), Adriano
Kroatien: Pletikosa - Simic, Robert Kovac, Simunic - Srna, Tudor, Niko Kovac (40. Leko), Babic - Niko Kranjcar - Prso, Klasnic (56. Olic)
Tor: 1:0 Kaká (44.)
Schiedsrichter: Archundia (Mexiko)
Zuschauer: 72 000 (ausverkauft)

Artikel vom 14.06.2006