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Pension Plus:
Leben selbst
bestimmen

Neues soziales Projekt gestartet

Von Elke Wemhöner
und Carsten Borgmeier (Foto)
Schildesche (WB). Ohne Wohnung und psychisch krank - schlechte Ausgangsposition für ein selbstbestimmtes Leben. Diejenigen, die den Weg in die Eigenständigkeit wagen wollen und können, finden jetzt in der »Pension Plus« eine für ihre Bedürfnisse zugeschnittene Einrichtung.

Ihre Biografien ähneln Odysseen, in denen städtische Wohnunterkünfte und psychiatrische Kliniken als Aufenthaltsorte immer wieder auftauchen. Ein eigenständiges Leben in einer Mietwohnung ist nicht möglich, da persönliche und gesundheitliche Probleme sowie die Erwartungen des Umfeldes immer wieder aufeinander prallen. Auch in den städtischen Unterkünften stehen sie häufig im Abseits.
»Pension Plus« ist ein in Bielefeld einmaliges Angebot, mit dem die Stadt sowie eine aus den Vereinen »Grille« und »Lebensräume« gegründete gemeinnützige Gesellschaft einen neuen Weg gehen. Deren vielfältige Erfahrungen im Bereich Psychiatrie und Suchtkrankenhilfe dient als Basis. Angelehnt an ein »Pension«-Projekt in Münster wurde ein Konzept entwickelt, bei dem das Leben in kleinen Apartments mit Hilfsangeboten verknüpft ist. »Besser (ist) wohnen« lautet der Leitgedanke, den Stadt und Politik verfolgen.
Zwölf Plätze stehen in einem Mehrfamilienhaus im Ortsteil Schildesche zur Verfügung, das »Personal« hat Erfahrung in der Sozialarbeit oder in der psychiatrischen Krankenpflege. Auch nachts und am Wochenende haben die Bewohner - derzeit zwei Frauen und zehn Männer - einen Ansprechpartner im Haus. Ziel ist, die Pension-Bewohner zu unterstützen, den Alltag selbst in die Hand zu nehmen, auf die Gesundheit zu achten, die Freizeit zu gestalten. Für ihr Geld sind sie selbst verantwortlich.
Die Zimmer sind lediglich möbliert und haben ein funktionelles Bad. Für mehr Wohnlichkeit sind die Nutzer selbst zuständig. Im Gemeinschaftsraum können sie die Mahlzeiten einnehmen (Beteiligung bei der Zubereitung erwünscht), das Mitarbeiter-Team gibt Hilfen, die von der Körperhygiene bis zur Freizeitgestaltung reichen. Sie halten aber auch ein Auge auf den Stand der psychischen Befindlichkeit und können in Krisenfällen eingreifen - je nach der individuellen Notwendigkeit. Wer in die Pension Plus einzieht (nach Antrags-Prüfung durch die Fachstellen) muss sich nur auf eine minimale Hausordnung einstellen.
Den Umbau des Gebäudes mit 350 Quadratmetern Wohnfläche hat die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft gemanagt; Investition 312 000 Euro. In enger Abstimmung wurden viele Wünsche des Trägers, der Pension Plus gGmbH, umgesetzt.

Artikel vom 13.06.2006