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Kinder Opfer
ihrer Stiefväter

Zwei Männer müssen vor Gericht

Von Christian Althoff
Bielefeld (WB). Immer wieder kommt es vor, dass Pädophile gezielt Kontakt zu alleinerziehenden Müttern suchen, um so an Kinder heranzukommen. In zwei Fällen hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld jetzt Anklagen erhoben.

Das erste Verfahren richtet sich gegen den Pakistani Tanveer D. (45) aus Bad Oeynhausen. Der Handelsvertreter für Geschenkartikel lebte jahrelang mit einer Deutschen und deren beiden Töchtern zusammen. »Wir gehen davon aus, dass der Mann die Situation ausgenutzt und die Mädchen jahrelang missbraucht hat«, sagte Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart gestern. Die Taten hätten im Kinderzimmer und in einer Gartenlaube der Familie stattgefunden. »Die jüngere Schwester war 13 Jahre alt, als sie zum ersten Mal vergewaltigt wurde, ihre Schwester war zu Beginn der Taten 14«, erklärte Baumgart. Angeklagt sind insgesamt 32 Fälle, die zwischen 1999 und 2005 passiert sein sollen. Der Pakistani sitzt in Untersuchungshaft und schweigt, einen Termin für den Prozess gibt es noch nicht. Die mutmaßliche Missbrauchsserie war erst aufgeflogen, nachdem sich eines der Mädchen einer Mitschülerin offenbart und schließlich eine Lehrerin von den Vorwürfen gehört hatte.
Ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt der britische Staatsbürger Mohammed K. (43), der zunächst in Verl und später in Gütersloh mit einer alleinerziehenden Mutter zusammengelebt hatte. Der Arbeiter soll sich ein halbes Jahr lang an der Tochter (13) und dem Sohn (9) der Frau vergangen haben. »33 Mal hat er den Beischlaf mit dem Mädchen vollzogen, zweimal mit dem Jungen«, sagte Baumgart.
Einmal sei der Mann zudem mit dem Mädchen in ein Motel gefahren, wo sich das Kind aufreizende Wäsche anziehen und für einen Fremden posieren musste, der Fotos gemacht habe. »Leider haben wir diesen Mann, der John heißen soll, nie ermitteln können«, sagte der Oberstaatsanwalt.
Mohammed K. war erst aufgeflogen, nachdem seine Lebensgefährtin früher als gewöhnlich von der Arbeit nach Hause gekommen war und den 43-Jährigen dabei überrascht hatte, wie er ihren neunjährigen Sohn auf der Kellertreppe vergewaltigte. Die Kripo fand damals zahlreiche kinderpornographische Fotos auf dem Computer des Briten. Das entsprechende Ermittlungsverfahren wurde jedoch eingestellt, da Mohammed K. wegen der Missbrauchstaten eine wesentlich höhere Strafe zu erwarten hat. Der 43-Jährige schweigt zu den Vorwürfen.
Heike Lütgert, die Leiterin des Kommissariates Vorbeugung bei der Bielefelder Polizei: »Mütter haben kaum eine Chance, einen möglicherweise pädophilen Lebenspartner als solchen zu erkennen.« Mütter sollten ihren Kindern vermitteln, dass diese sich mit allen Problem melden können und es keine Tabuthemen gibt.

Artikel vom 13.06.2006