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FDP-Kreisvorsitzender Thomas Seidenberg

»Wir wollen eine Partei
für ganz Bielefeld sein«

Seit März führt Thomas Seidenberg FDP-Kreisverband


Bielefeld (MiS). »Wir wollen eine Bielefeld-Partei sein«, sagt Thomas Seidenberg. Seit März führt der 44-Jährige den FDP-Kreisverband. Der Geschäftsführer eines Medienberatungsunternehmens steht für einen personellen Neunanfang der Bielefelder Liberalen.
Die ersten 100 Tage im neuen Amt hat er bald hinter sich und ein Ziel klar vor Augen: »Zurück zum Fraktionsstatus im Rat.« Von 1994 bis 1999 waren die Liberalen gar nicht im Stadtparlament vertreten. Dann kam ihnen das neue Kommunalwahlrecht zugute, das Parteien auch mit weniger als fünf Prozent der Wählerstimmen die Vertretung im Rat erlaubte. Zwei Ratsmitglieder stellt die FDP seitdem.
»Otto Sauer und Harald Buschmann machen ihre Sache hervorragend«, lobt der Kreisvorsitzende die Arbeit der beiden liberalen Ratsmitglieder. Es gelinge dem Duo, die Finger in die Wunden zu legen.
Eine dieser »Wunden«: »Es war ein Fehler, die Put-Option nicht zu ziehen«, sagt Seidenberg zum Verzicht darauf, weitere Anteile der Stadtwerke zu verkaufen. »Dann wäre die Stadt heute schuldenfrei, hätte Gestaltungsmöglichkeiten, die jetzt auf lange Sicht verbaut sind.«
An diesem Punkt wird Seidenberg energisch: »Vor Jahren hätten solche Sachen schon gemacht werden müssen.« Er kennt schließlich die Gepflogenheiten im Rathaus. Von 1984 bis 1994 gehörte er bereits selbst dem Rat an, führte zuletzt den damals einflussreichen Personalausschuss.
Noch heute fühlt er sich in vielem bestätigt, was er schon vor mehr als zehn Jahren gefordert hatte. »Bei einer kompletten Privatisierung des Reinigungsdienstes etwa wäre so viel Geld da, dass über eine Erhöhung der Kitagebühren nicht nachgedacht werden müsste.«
Auch in den vergangenen Jahren ist er nah an den kommunalpolitischen Themen geblieben, wenngleich Seidenberg sich noch nicht klar dazu äußern will, ob er bei der nächsten Kommunalwahl auch selbst wieder ins Rennen geht. Nur eines ist für ihn klar: »Die frühzeitige Festlegung auf eine Koalition gibt es nicht mehr.« Die Verbindung zwischen CDU und FDP sei kein Automatismus. »Es kommt darauf an, mit wem wir unsere Ziele am besten durchsetzen können.«
Die Planungen für den Sennesee etwa halten die Liberalen für die letzte Chance, ein solches Projekt in Bielefeld zu verwirklichen, und stimmten deshalb mit der SPD. Ein Ergebnisabführungsvertrag zwischen Stadt und Stadtwerken zu SPD-Konditionen, den wiederum kann Seidenberg sich überhaupt nicht vorstellen. »In dem Bereich gibt es schon jetzt zu viel Filz.«

Artikel vom 21.06.2006