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Alno macht wieder Gewinn

Küchenhersteller mit Töchtern in OWL überwiegend zufrieden

Von Bernhard Hertlein
Stuttgart/Enger (WB). Die Alno AG, nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 33,9 Prozent vor Nobilia (Verl) die Nummer 1 der deutschen Küchenhersteller, will 2006 das dritte Geschäftsjahr in Folge mit einem Gewinn abschließen.

Nach 5,4 Millionen in 2004 und 600 000 Euro in 2005 erwartet der Vorstandsvorsitzende Dr. Frank Gebert diesmal ein operatives Ergebnis von mindestens einer Million Euro.
Vor 2004 hatte Alno gut acht Jahre nur Verluste erwirtschaftet. Am Gipfelpunkt 2002 war der Konzern sogar knapp an der Insolvenz vorbeigeschrammt. Die danach einsetzende Restrukturierung belastete Gebert zufolge auch noch das Ergebnis 2005. Allein 3,2 Millionen Euro kostete der »Verkauf« von Wellpac, größtenteils durch die Streichung von Verbindlichkeiten bei Wellmann. Dr. Gebert wies den Vorwurft zurück, Alno habe den unrentabel gewordenen Hersteller für zerlegte Küchen »nur zur Beerdigung« an eine Mittelstandsgesellschaft abgegeben: »Wir sahen durchaus Chancen, dass Wellpac eigenständig am Markt besser überleben kann.« Tatsache ist, dass Wellpac kaum neun Monate nach dem Verkauf mit 63 Mitarbeitern in die Insolvenz ging.
Sehr zufrieden zeigte sich Gebert bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz in Stuttgart mit den anderen Engagements in Ostwestfalen. Die 180 Geba-Mitarbeiter hätten in Löhne nicht nur ein Umsatzplus auf 25 Millionen Euro, sondern auch ein profitables Ergebnis erwirtschaftet. Der in Enger beheimatete Wellmann-Bereich habe durch einen deutlichen, aber das Gewinnergebnis nicht belastenden Rückgang des Verkaufs von Elektrogeräten 2005 etwas an Umsatz auf nun 170 Millionen Euro eingebüßt. Unterm Strich erzielten die 760 (Ende 2003: 873) Mitarbeiter jedoch vor Abführung einer Verwaltungskosten-Umlage an die Alno-Holding einen positiven Ertrag.
2002, zum Zeitpunkt der Übernahme durch Alno, hatte die Wellmann-Gruppe einen Verlust von 20 Millionen Euro hinnehmen müssen. Heute sei sie »ein nicht mehr wegzudenkender Teil der Alno-Gruppe«. Wenn trotzdem noch der ein oder andere Arbeitsplatz abgebaut werde, dann nur im Zusammenhang mit »der normalen Fluktuation oder Altersteilzeit«.
Parallel zur Senkung der Einkaufskosten durch Bündelung von Lieferanten und, »wenn die Qualität gesichert ist«, Einbeziehung von Billigländern hat Alno auch die Personalkosten durch Abschluss eines Haustarifs reduziert. Inzwischen sind Nobilia und andere dem Vorreiter aus Süddeutschland gefolgt, »allerdings deutlich rigider«, wie Gebert meinte. Jedenfalls liege die wöchentliche Arbeitszeit bei Alno noch erkennbar unter 40 Stunden.
Nachdem das positive erste Quartal von einem »katastrophalen April« mit Einbrüchen von 20 Prozent abgelöst worden sei, erwartet Gebert vom deutschen Küchenmarkt 2006 keine großen Impulse. Für einen gewissen Ausgleich sorge das Ausland. Seit Jahresanfang produziert Alno mit 60 Mitarbeitern im arabischen Dubai. Geplant ist eine Jahresproduktion von zunächst 100 000 Küchenschrank-Teilen überwiegend für die Einrichter der riesigen Neubausiedlungen. Angesichts von 1,30 US-Dollar im Vergleich zu hiesigen 34 Dollar sei der Stundenlohn konkurrenzlos billig.

Artikel vom 13.06.2006