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Prima Klima im Einzelhandel

Verband kritisiert die Steuerpolitik

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Über OWL lacht die Sonne und der Handel freut sich. »Die Stimmung ist ausgezeichnet, der Aufwärtstrend seit dem Herbst mehr als nur ein leichtes Lüftchen«, freut sich Verbandsvorsitzender Ferdinand Klingenthal.
Ferdinand Klingenthal, Vorsitzender des EHV in OWL.
Eine aktuelle Umfrage hat es klar belegt: Erstmals hat der Handel auch in der Region Grund, mit etwas mehr Zuversicht nach von zu schauen. Nach Jahren herber Einschnitte hat sich der prognostizierte Umsatz für 2006 auf Vorjahresniveau bei 10,14 Milliarden Euro eingependelt. Weil Einzelhändler Optimisten sind, erhoffen sie sich mit Rückenwind der WM 2006 ein leichtes Plus. Genau 22 Prozent der Befragten (zehn Prozent mehr als 2005) sprechen von guter Geschäftslage, 50 Prozent von befriedigender Einschätzung. Bei 33 Prozent der Händler hat sich der Umsatz erhöht, für die nächsten sechs Monate rechnen 35 Prozent mit weiterer Verbesserung.
Frühlingsboten und Sommertemperaturen haben die Verbraucher angeregt, erste verkaufsoffene Sonntage und Aktionen der Werbegemeinschaften zeigen Wirkung. Zwar sei OWL kein Spielort der Kicker, versichert der Verband, seit der Ball rolle, habe sich mit dem WM-Fieber auch das Konsumklima verbessert. Auffallend in der Region mit den starken Handelszentren Paderborn und Bielefeld sei zudem die hohe Zahl ausgesprochener Firmenkonjunkturen, freut man sich beim Verband, während man von Rendite im Handel insgesamt kaum mehr sprechen könne. Bielefelds EHV-Chef Jochen Willmann: »Seit zehn Jahren gab es kein Wachstum mehr.«
Alarm schlagen die Einzelhändler deshalb im Hinblick auf die für 2007 zu erwartende Mehrwertsteuererhöhung. Die steht, wie Ferdinand Klingenthal betont, einer großen Koalition nicht gut zu Gesicht, »ist kein großer Wurf«. Die Hälfte der Mehrkosten aus der Erhöhung, rechnet Klingenthal vor, gehen zu Lasten der Rendite. Und weil die oftmals ausbleibe, gehe es den Betrieben unmittelbar an die Substanz. Auf Preiserhöhungen um 2,5 Prozent muß sich der Verbraucher deshalb einstellen, schließlich müsse der Händler, versichert Klingenthal, die Erhöhung an den Kunden weitergeben angesichts knappster Margen. Auf ausgesprochen gutem Weg sieht sich der Verband mit seinem Regionalkonzept zur Standort- und Flächenkoordinantion, das Montag im Regionalrat in Detmold von allen Parteien nachhaltig begrüßt wurde. Inzwischen interessieren sich auch andere Regierungsbezirke für das Modell.

Artikel vom 13.06.2006