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Brunos Mutter
hat total versagt

Fehlerziehung auch bei Bruder »JJ2«

Scharnitz (dpa). »Jäljestäja« ist auf den gelben Warnwesten der finnischen Bärenjäger zu lesen, zu deutsch: Spurensucher.

Mit fünf ausgebildeten Bärenhunden wollen die Finnen den Streuner »JJ1«, volkstümlich Bruno, im österreichisch-deutschen Grenzgebiet einfangen. Denn der »Problembär« wagt sich immer wieder dreist an menschliche Siedlungen, reißt Schafe, plündert Bienenstöcke, bedient sich in Hühnerställen. Die Befürchtung: Sollte Bruno einem Menschen begegnen, könnte es ein Unglück geben.
Die fünf aus Finnisch-Karelien eingeflogenen Spezialhunde Peni, Jeppe, Raikum, Jimmy und Atte mussten gestern jedoch ruhen. Weil ein Jagdpächter die Durchquerung seines Gebiets am Sonntag verweigerte, musste auf ein neues Zeichen von Bruno gewartet werden, der zuletzt nahe Scharnitz in Tirol einen Hasenstall geknackt hatte. Um die Brust tragen die Hunde orangefarbene Leibchen, in deren Taschen GPS-Gerät und Radarsender stecken. Denn wenn sie dem Bären näher kommen, werden sie von der Leine losgemacht, um ihn zu stellen.
Während die Hunde den Bären verbellen, will der Wiener Professor für Wildtiermedizin und Artenschutz, Chris Walzer (44), ihn mit einem Narkosegewehr betäuben. Die finnischen Jäger würden daheim allerdings anders handeln. »Ein Bär ist ein Bär - ein schnelles, starkes, gefährliches Tier«, sagt einer von ihnen. In ihrer Heimat werde mit solchen wie Bruno kurzer Prozess gemacht. Allein in Bayern hat er inzwischen schließlich knapp 20 Schafe gekillt.
Klappt die Fang-Aktion, soll Bruno in den Wildpark Poing bei München gebracht werden. Fraglich allerdings, ob der junge Randalierer sich im Gehege einrichtet. Denn »JJ1« wandert gern und weit, muss schon mehrfach die Inntalautobahn überquert haben.
Nicht einmal im italienischen Trentin, seiner Heimat, ist er mehr willkommen. Dort wird gar schon überlegt, ob nicht auch Brunos Mutter Jurka eingefangen werden sollte. Denn von ihr haben er und sein kaum weniger problematischer Bruder »JJ2« ihr ungehobeltes Verhalten gelernt. Und Bruno hat auch schon wieder drei kleine Geschwister. Fachleute fürchten, dass Jurka die Drillinge zu ähnlichen Früchtchen heranzieht wie ihre beiden älteren Sprösslinge.

Artikel vom 13.06.2006