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Sand bleibt Federers Feind

Nadal erteilt dem Weltranglistenersten eine Lehrstunde

Paris (dpa). Beim Ansturm auf den letzten Gipfel der Tenniswelt ist Roger Federer wieder einmal an der roten Asche von Roland Garros gescheitert.

Als Rafael Nadal auf dem Court »Philippe Chatrier« in den Sand sank, sich wie verliebt auf der roten Erde wälzte und anschließend mit dreckverschmiertem T-Shirt zu seiner Familie und seinen Freunden auf die Ehrentribüne kletterte, kauerte Federer gedankenverloren auf seinem Stuhl und musste die ausgelassene Freude des 20 Jahre alten Spaniers aus nächster Nähe mitansehen.
Der seit 123 Wochen Führende der Weltrangliste, der dreimal in Wimbledon, zweimal die US Open und zweimal die Australian Open gewann, der »Weltsportler des Jahres«, der bislang 37 Turniersiege in seiner einzigartigen Karriere feierte, steht nach dem 6:1, 1:6, 4:6, 6:7 (4:7) im Endspiel der French Open gegen den seit nunmehr 60 Spielen auf Sand ungeschlagenen Nadal vorerst weiter in einer Reihe mit Boris Becker, Pete Sampras, Stefan Edberg, Jimmy Connors, Arthur Ashe und John Newcombe. Auch seine berühmten Vorgänger konnten das bedeutendste Sandplatzturnier nicht gewinnen.
»Ich kann nicht mehr als es versuchen«, sagte Federer nach dem ersten French-Open-Finale seiner Karriere. »Jetzt habe ich keine andere Wahl, als das zu akzeptieren. Aber es bleibt mein Ziel, hier zu gewinnen. Ich werde im nächsten Jahr einen neuen Angriff starten.«
Dabei hatte sich der 24-Jährige in diesem Jahr so akribisch wie selten zuvor auf die French Open vorbereitet. Nach der Niederlage im mehr als fünf Stunden dauernden Endspiel beim Masters in Rom Mitte Mai sagte er wie sein damaliger Finalgegner Nadal wegen Erschöpfung das Turnier am Hamburger Rothenbaum ab. Nichts sollte in diesem Jahr dem ganz großen Triumph im Wege stehen. Doch auch nach dem achten Anlauf bleiben die French Open der letzte Grand-Slam-Titel, der in Federers Sammlung fehlt.
Was Federer bisher versagt blieb, schaffte der Sandplatzkönig aus Mallorca nun schon zum zweiten Mal. Phänomenal war vor allem, wie scheinbar gelassen der 20-Jährige die Lehrstunde im ersten Satz verkraftete. Was sich danach abspielte, kam einer Demontage des Schweizers gleich. Nadal scheuchte seinen Gegner über den Platz und zeigte auch im Tiebreak keine Nerven. Seit nunmehr 14 Monaten ist der Sand des Spaniers bester Freund.

Artikel vom 13.06.2006