13.06.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fußball-Fan kommt auf
Rasen noch nicht klar

Andrei Pavel bremst Melbourne-Finalist Baghdatis aus

Von Alexander Grohmann
Halle (WB). Nach 1:22 Stunden ertönte für Marcos Baghdatis in Halle bereits der Abpfiff: Unter den Augen der portugiesischen WM-Kicker strich die Nummer drei der Setzliste gegen Andrei Pavel mit 6:7 (5:7) und 3:6 die Segel.

Die erste Turnier-Überraschung war damit perfekt. Bagdhatis am Boden, doch dem ungewohnten Untergrund gab er nicht die Schuld. »Ich mag Rasen«, so der 20-Jährige, der eine passende Begründung dafür lieferte: »Ich bin leidenschaftlicher Fußballer und spiele zwei, drei Mal pro Woche.«
Die Rasen-Liebe reichte indes nicht aus, um bei seiner ersten Turnierteilnahme in Halle einen Sieg zu landen. Der Zypriot hat eine Erklärung dafür -Êseine mangelnde Erfahrung: »Eigentlich eignet sich mein Spiel für den Belag. Aber ich muss erst noch heraus finden, wie ich meine Matches auf Rasen gewinnen kann.«
Gestern kam der diesjährige Australian-Open-Finalist nach schnellem 0:3-Rückstand besser ins Spiel und glich zum 3:3 aus. Im Tie-Break hatte Bagdhatis vor halb gefüllten Rängen beim Stand von 4:2 die besseren Karten, ehe Pavel den Spieß zum 5:7 umdrehte. »Ich habe meine Chancen nicht genutzt. Der Tie-Break hat mich aus dem Tritt gebracht«, gestand der GWO-Debütant. Auch der aufmunternde Applaus der Portugiesen konnte ihn nicht aufrütteln.
Pavel brachte Satz zwei locker nach Hause. Nach der schweißtreibenden Angelegenheit bei heißen Temperaturen flüsterte der Halle-Lokalmatador seinem Gegner noch ein paar warme Worte zu. »In Wimbledon wird es besser für dich laufen«, meinte Pavel zu Baghdatis. »Ich kenne ihn seit einem Jahr. Er ist ein sehr netter Junge und auch nach seinem Erfolg absolut auf dem Boden geblieben.«
Der große Erfolg - das war der Finaleinzug beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne zu Jahresbeginn. Ein Paukenschlag. Danach folgten aber Rückschläge. Eine Rückenverletzung behinderte die Vorbereitung auf die Sandplatz-Saison. Die Folge: das frühe Aus bei den French Open. »Ich bin nicht ganz zufrieden mit der Saison«, bilanziert Baghdatis, der wie immer sein großes Stirnband trug. Das andere Markenzeichen - das entwaffnende Lächeln -Êbekamen die Zuschauer gar nicht zu sehen.
Vielleicht kann der Fußball-Fan ja mit der WM den Frust vertreiben. Baghdatis ist überzeugt: »Es gibt nur eine Mannschaft, die den Titel holen kann, und das ist Brasilien. Die sind im Fußball das, was Nadal auf Sand ist.« Eben nicht zu schlagen.

Artikel vom 13.06.2006