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Doppelspezialist
auf Wolke sieben

Kohlmann und die neuen Regeln

Von Stephan Arend
Halle (WB). Verletzungen, unbefriedigende Ergebnisse -Ênoch im April dachte Michael Kohlmann hoch über den Wolken laut über das Ende seiner Karriere nach: »Das ist vielleicht unsere letzte Reise im Flugzeug«, vertraute er seinem Doppelpartner Alexander Waske auf dem Weg nach Houston an.

Auf dem Rückflug war der Rücktritt schon kein Thema mehr. Kohlmann/Waske hatten das ATP-Turnier in Texas gewonnen und harmonierten auch danach vorzüglich. Grund genug für Davis Cup-Kapitän Patrik Kühnen, das erfolgreiche Duo auch beim World-Team-Cup ins Rennen zu schicken. Was dann in Düsseldorf passierte, davon hatte Michael Kohlmann nicht mehr zu träumen gewagt. In seiner langen Karriere stand der 32-Jährige trotz einiger Davis-Cup-Einsätze und zwischenzeitlicher Top 100-Platzierung zumeist im Schatten der Stars. Das sollte sich in Düsseldorf ändern. »Euer Punkt ist so sicher wie die Bank von England«, machte Kühnen seinen Schützlingen Mut. Getragen von einer Welle der Begeisterung holte das deutsche Doppel tatsächlich dreimal den entscheidenden dritten Zähler und machte den Finaleinzug perfekt.
Alexander Waske und Michael Kohlmann wollen auch weiterhin gemeinsam den weltbesten Doppeln Paroli bieten. »Bis Wimbledon hatten wir uns aber schon mit anderen Partner verabredet«, erklärt der Hagener, warum bei den Gerry Weber Open das Erfolgsduo gesprengt ist. Er selbst schlägt an der Seite von Rainer Schüttler auf.
Der Rechtshänder verspricht den Zuschauern aufgrund der Regeländerung spektakuläre Doppelauftritte: »Es wird nie langweilig.« Auch bei den Gerry Weber Open entscheidet bei Einstand der nächste Punkt, zudem wird der dritte Satz als Tiebreak »bis 10« ausgetragen. Mit der verkürzten, überschaubaren Spielzeit sollen aber auch den besten Einzelspielern Doppelauftritte schmackhaft gemacht werden. »Natürlich hätten es auch die Turnierdirektoren am liebsten, wenn nur noch die namhaften Profis im Doppel anträten«, so Kohlmann. Pläne der ATP, ab 2008 mit einer neuen Regelung diesen Wunsch zu erfüllen, sind mittlerweile vom Tisch.
Michael Kohlmann zählte zu den mehr als 40 Spielern, die sich einer Sammelklage gegen die ATP anschlossen. Die Klage ist mittlerweile zurückgezogen worden. Kohlmann bezeichnet die aktuelle Regelung - entweder die Einzel- oder die Doppel-Platzierung entscheidet über die Teilnahme -Êals fairen Kompromiss: »Die besten Einzelspieler dürfen genauso wie die besten Doppelspieler antreten. Am Ende gewinnen aber meist die Doppelspezialisten.«

Artikel vom 13.06.2006