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Falscher Alarm am Eingang

Von wegen Kontrollwahn: Fans zu Unrecht verunsichert

Von Dirk Schuster
Köln (WB). Was haben wir Fans uns bei den WM-Vorbereitungen krumm gemacht! Das neue Lichtbild für den Personalausweis hat ausnahmsweise nicht der Automat geknipst. Das polizeiliche Führungszeugnis ist eselsohrenfrei. Und scharfkantige Taschentuchpackungen kommen nicht ins Handgepäck.

Doch nach vier WM-Tagen darf erleichtert festgestellt werden: Es war fast alles für die Katz, der Kontrollwahn durch die FIFA blieb aus. Bei der Vorrundenpartie Portugal gegen Angola in Köln ist das WESTFALEN-BLATT auf die Suche nach Antworten auf die wichtigsten Fan-Fragen gegangen.

Thema TicketkontrolleWeil die Karten personalisiert, sprich mit Vor- und Nachnamen versehen sind, war die größte Sorge: Verfällt das Ticket, wenn ich kurzfristig krank werde, beruflich verhindert bin oder aus irgendeinem anderen Grund nicht zum Spiel gehen kann? Nein. Aber nach Vorgabe der FIFA muss jedes nicht nutzbare Ticket auf eine andere Person umgeschrieben werden. Wer darüber hinwegsieht, geht auch kein besonderes Risiko ein: Zwar werfen die Kartenkontrolleure einen prüfenden Blick auf jedes Ticket, verlangen aber von fast niemandem einen Personalausweis. Ein Tipp: Bei spontanen Ticket-Deals sollte das Geschlecht von Verkäufer und Käufer das gleiche sein. Denn wenn Maria Mustermann eher wie Max aussieht, kann das zu Problemen führen.

Thema SicherheitDie Polizei ist präsent. Aber bedrohlich oder gar Krawall heraufbeschwörend wirkt das Beamten-Aufgebot nicht. Allerdings: Statt des vom Boulevard angekündigten Hass-Duells verbrüderten sich in Köln Portugiesen mit Angolanern und zelebrierten gemeinsam ein großes Freundschaftsfest. Auch die Security-Leute an den Stadioneingängen nehmen ihre Arbeit nicht ernster als im Bundesliga-Alltag. Kein langes Warten in der Schlange, flinkes Abtasten, ein prüfender Blick in den Rucksack und ab dafür. Übrigens: Auch wer zum Fanfest will, wird überprüft. Die Großleinwand ist umzäunt, wer mittendrin sein will, kommt an einer Kontrolle nicht vorbei. Aber: Das am Büdchen gekaufte Fläschchen Kölsch findet an der Fanfest-Tür keinen Einlass.

Thema SchwarzmarktIn diesem Punkt kann sich die FIFA auf die Schulter klopfen. Vor dem Stadion geht für Spätentschlossene, Zahlungsfreudige und vermeintliche Glücksritter nicht mehr viel. Aber das ganz große Kartengeschacher lief ja auch längst bei Ebay ab.

Thema VersorgungDie Preise im Stadion sind gesalzen (0,4 Liter Cola = 3,50 Euro), die Bratwurst ist mittelmäßig und das Bier von Sponsor Anheuser Busch auffallend wässerig. Das beugt zwar Alkoholmissbrauch vor, sorgt aber für schlechte Fan-Laune. Das Wichtigste: Bei der Hitze muss niemand verdursten, der Service funktioniert ganz gut. Auch wenn zusätzliche Getränkestände sicher nicht schaden könnten.

Artikel vom 13.06.2006