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Sogar Sonne lacht über bunten Planet

50000 Menschen feierten am Wochenende 10. »Carnival der Kulturen« mit Kostümfest

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). Man nehme: Flotte Samba- und andere Rhythmen, jede Menge bunter Kostüme, Trommeln und Federn reichlich, eine gehörige Portion Lebenslust, viel nackte Haut und Sonne pur - dann ist gute Laune programmiert. Und der Globus bebt. DerÊ »Carnival der Kulturen« verbreitete vergangenen Samstag zum zehnten Mal in Bielefeld internationales Flair.

»Planet Us!« (oder: »Wir sind eine Welt«) lautete diesmal das Motto der zwei Kilometer langen Nachmittags-Parade von der Schloßhofstraße durch die Altstadt bis zum Ravensberger Park, wo sich alle beteiligten 70 Gruppen und Organisationen abends noch einmal auf einer großen Bühne präsentierten. 1500 Aktive sowie 50 000 Zuschauer an den Straßenrändern und bei der Salsa Carnival Abschluss Party feierten ein internationales Fest der Freundschaft und der Toleranz, der Kreativität und Weltoffenheit zwischen Menschen verschiedenster Hautfarbe und Herkunft. Das Welthaus Bielefeld und der Shademakers Carnival Club als Organisatoren durften sich über die Unterstützung durch die Stiftung der Sparkasse, des Kulturamtes der Stadt, der Bielefeld Marketing GmbH und des Stadttheaters freuen.
Die hübsche Maria führte den Zug an. »Ich bin zum zehnten Mal dabei«, verriet die als Indianerin verkleidete Brasilianerin dem WESTFALEN-BLATT. Und nicht nur Klaus-Dieter (61) und Anneliese Just (56) waren begeistert, als die Carribean Heatwave aus Berlin, die Amigos de Bolivia aus dem Ruhrgebiet und Belgien und ihre zahlreichen Mitstreiter an den Start gingen. Das Ehepaar aus Babenhausen mit Schrebergarten an der SchücoArena hatte eigens das Gartenfest am SchloßhofÊ »sausen« lassen, um sich das Kultur-Spektakel anzusehen. Auch Anliegerin Regina Buse (42) war begeistert. »Das ist der Höhepunkt in diesem Jahr - ziemlich toll«, meinte die Pflegerin.
Wie sie säumten zahlreiche Zuschauer den Weg der Musiker und Tänzer, die es an Fantasie, was ihre Ausstattung - rund 300 Euro kostet jedes Kostüm - betraf, nicht mangeln ließen. »Es ist fast ein bisschen zu warm«, fand Madeleine (16) im monströsen Tiger-Look. »Wenn ein bisschen Wind aufkommt, aber ganz angenehm!« Nina Becherer (22) hatte gleich die höhere Warte vorgezogen, kam auf Stelzen daher und hatte dafür vorher eifrig geübt. Ob »Feuerwerk und Funkentanz« der AWO-Kita Waldquelle, der Karneval der Tiere der Laborschule Bielefeld oder die »Metamimosen« der Gesamtschule aus dem benachbarten Werther/Borgholzhausen - jede der beteiligten Gruppen, darunter wieder auch zahlreiche Behinderteneinrichtungen, bereiteten AugÕ und Ohr immer wieder Freude. Selbst das Thema Fußball blieb nicht auf der Strecke.
So durfte selbst Tourchef Christof Schreckenberg zufrieden sein. Genauso wie Uschi Dresing, der es nicht nur um Spaß, sondern auch ums »Miteinander und die kreative Weiterentwicklung in der heutigen Gesellschaft, um Gleichberechtigung, Dialog und Anerkennung« geht.
Angesichts hochsommerlicher Temperaturen folgte dem Tross der Carnivalisten meist ein »Getränkewart« mit den nötigen Erfrischungen im Bollerwagen. »Das ist das richtige Wetter zum Radfahren«, meinte Polizeikommissar Dirk Theuer, der zusammen mit seinen Kollegen Klaus Kühmel, Harald Wehmeier und Jeannette Kühn »per pedes« und in Jan-Ullrich-Montur für einen reibungslosen Umzug sorgte. Zwischenfälle wurden nicht vermeldet. So dass auch Sabun Dogan (25) und ihre Kollegen vom DRK nicht viel zu tun bekamen. Das Urteil der Rettungsassistentin über den zehnten »Carnival der Kulturen« in Bielefeld fiel entsprechend aus: »Es macht einfach Spaß!« Wer die Show verpasst hat, kann sich die Kostüme übrigens noch mal anschauen. Sie werden vom 15. Juni bis 30. August im Historischen Museum ausgestellt.

Artikel vom 12.06.2006