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Sieben Meistertitel in sechs Jahrzehnten

Der Chor »Die Leineweber« feiert sein 60-jähriges Bestehen - Stiftungsfest am 23. Juni

Bielefeld (uj). Seit nunmehr 60 Jahren prägt der Gemischte Chor »Die Leineweber« das kulturelle Leben der Stadt mit. Veranstaltungen wie das Maisingen im Botanischen Garten oder die Adventskonzerte erfreuen sich bei einem Stammpublikum großer Beliebtheit und sind ein verlässlicher Bestandteil des Bielefelder Kulturlebens.

Hervorgegangen ist der traditionsreiche Chor aus Abgängern des Bielefelder Kinderchores, die gemäß der Satzung mit 18 Jahren ausscheiden mussten, indes aufs Singen nicht verzichten wollten. Edith König (80) gehört zu den Gründungsmitgliedern, die heute noch aktiv im Leineweberchor mitsingt, der für kurze Zeit von Friedrich Oberschelp geleitet wurde, ehe Fritz Reinhardt die Leitung übernahm.
Es folgten Thomas Ruhland, unter dessen Dirigat der Chor 1950 erstmals in der Oetkerhalle auftrat und Günther Puschmann, der das Maisingen wie auch die Adventskonzerte etablierte.
Bereits 1953 reisten die Sänger und Sängerinnen zu den Musikfestspielen nach Wales, wo sie einen sechsten Platz belegten. Aus den daraus resultierenden Kontakten resultierte 1954 eine Chorreise nach Norwegen. Der Leineweberchor war damit der erste deutsche Chor, der nach dem Krieg in Norwegen gastierte.
Auf Puschmann folgte Arthur Reichow als Chorleiter und ab 1957 stand der Chor unter der Leitung von Kapellmeister Ted Uhlich, der auch die moderne Chorliteratur mit ins Repertoire einbezog. Aus Krankheitsgründen musste Uhlich die Leitung des Chores 1972 an Oberstudienrat Ulrich Haase abgeben, unter dessen Regie der Aufstieg zum Meisterchor begann. 1975 errang der Chor beim Bundesleistungssingen auf Anhieb den Meistertitel. Inzwischen hat der Leineweberchor sieben Mal den Titel geholt, zuletzt 2002 in Soest.
1988 übernahm Engelhard Gierse die Leitung des Leineweberchors. 14 Jahre lang sollte er die Geschicke des Chores bestimmen. Konzertreisen nach Ungarn, Italien und Tschechien prägten die Ära Gierse. Nicht zuletzt auch die 1991 eingeführte Tradition, zum Volkstrauertag auf dem Sennefriedhof zu singen, fällt unter seine Ägide.
2002 übernahm Michael Hoyer das Dirigentenamt und gab dem Chor vorübergehend ein neues Profil. Statt der angestammten A-cappella-Literatur, der Volks- und Kunstlieder widmete sich der Chor für die Dauer von zwei Jahren der großen Oratorienliteratur. In diese Zeit fällt die Aufführung von Teilen aus dem Bachschen Weihnachtsoratorium sowie der Matthäuspassion des Thomaskantors.
2005 trennte sich der Chor im »guten Einvernehmen« von seinem Chorleiter. Seit 2006 ist Daniel Debrow der Leiter des Leineweberchores, der damit auch wieder zu seinen angestammten Wurzeln zurückgekehrt ist und im kommenden Jahr erneut zur Verteidigung des Titels »Meisterchor im Sängerbund NRW« antreten wird. Ein Gewinn wäre dann der achte Titel in ununterbrochener Reihenfolge.
Aus diesem Grund ist der Chor natürlich stets an neuen, jungen Stimmen interessiert. Unter dem Motto »Chorsingen macht Spaß« finden jeweils donnerstags von 19.30 bis 21.45 Uhr die Chorproben in der Rondiste der Musik- und Kunstschule statt. Interessierte sind herzlich zum Mitsingen eingeladen.
Doch zunächst stehen große Feierlichkeiten an. Mit einem großen Stiftungsfest soll am Freitag, 23. Juni, der runde Geburtstag im Oldentruper Hof gebührend gefeiert werden.

Artikel vom 13.06.2006